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Stadler kommt bei Berliner U-Bahn unter Druck: Was passiert wirklich?

2024-10-06

Seit fast zwei Jahren warten die Berliner Pendler auf neue Züge im U-Bahn-Netz, für die das Schweizer Unternehmen Stadler Rail den Zuschlag erhielt. Doch bisher wurden lediglich drei Wagen ausgeliefert.

Vor nahezu vier Jahren erhielt das Thurgauer Unternehmen Stadler Rail von den Berliner Verkehrsbetrieben (BVG) einen riesigen Auftrag in Höhe von drei Milliarden Euro. Ziel war es, bis zu 1500 neue Wagen für das U-Bahn-Netz der deutschen Hauptstadt zu produzieren. Die ersten 376 Wagen sollten bereits im Jahr 2022 geliefert werden. Stattdessen müssen die pendelnden Berliner weiterhin mit veralteten Zügen aus den 1960er-Jahren fahren. Aktuell befinden sich lediglich drei Stadler-Bahnen im Testbetrieb.

Die Situation könnte sich bald zu einem finanziellen Fiasko für Stadler entwickeln. Denn Verzögerungen bei der Lieferung können mit erheblichen Vertragsstrafen verbunden sein, wie die BVG der NZZ bestätigte. „Selbstverständlich sind bei einem Vertrag dieser Größenordnung auch Vertragsstrafen für verzögerte Lieferungen ein Thema“, so die BVG.

Markus Hecht, ein renommierter Experte für Schienenfahrzeuge an der Technischen Universität in Berlin, hat das Unternehmen ebenfalls kritisiert. Er betont, dass Verzögerungen meist auf Missmanagement und Fehler in der Projektleitung zurückzuführen sind. „Die bei Stadler bestellten Wagen sind Standardsysteme ohne hohe technische Anforderungen. Sie sind weniger komplex als andere U-Bahnen, die Stadler bereits gebaut hat“, erklärt Hecht.

Diese Situation hat Auswirkungen auf die gesamte Verkehrsplanung in Berlin, die bereits durch Personalmangel und Infrastrukturprobleme belastet ist. Mit dem anhaltenden Mangel an neuen Wagen drohen noch längere Wartezeiten und überfüllte Züge, was die Pendler vermehrt verärgern könnte.

Zudem gibt es Diskussionen darüber, wie die BVG in Zukunft mit solchen Verzögerungen umgehen will. Einige Experten schlagen vor, dass die BVG alternative Lieferanten in Betracht ziehen sollte, um diese Herausforderungen zu bewältigen und den Fahrgästen ein zuverlässiges U-Bahn-System zu bieten.

Die Frage ist also: Wird Stadler die ausstehenden Züge rechtzeitig liefern können, oder wird Berlin weiter unter den Folgen dieser Verzögerungen leiden? Die nächsten Monate könnten entscheidend für die Zukunft des Berliner U-Bahn-Netzes sein.