Technologie

Streit um geplanten Offshore-Windpark in der Nordsee: Ist die Zukunft europäischer Windkraft in Gefahr?

2024-10-04

Die Ankündigung eines neuen Offshore-Windparks in der Nordsee zeigt, wie fragil die europäische Windkraft-Branche derzeit ist. Der Windpark "Waterkant", der aus 16 Turbinen eines chinesischen Herstellers, Ming Yang, bestehen soll, hat bereits große Wellen geschlagen und die Gemüter erhitzt. Ist der Wettbewerb mit China wirklich fair, oder steuern wir auf einen gefährlichen Wettbewerb zu?

Anwohner und Urlauber auf Borkum sehen sich schon jetzt einer neuen Realität gegenüber: Die gewohnte Aussicht auf Windräder könnte bald durch die Turbinen aus Fernost erweitert werden. Kritiker befürchten, dass dies der Anfang vom Ende für die europäische Offshore-Branche sein könnte. Mangelnde Wettbewerbsfähigkeit und übermäßige Abhängigkeit von subventionierten chinesischen Produkten könnten schließlich zu einer Situation führen, die an die Probleme der europäischen Solarindustrie erinnert.

Luxcara, der Hamburger Vermögensverwalter, hat das Projekt initiiert. Projektleiter Holger Matthiesen sieht sich nicht nur kritischen Fragen gegenübergestellt, sondern auch massiven Vorwürfen über die Risikobereitschaft des Unternehmens. Die Entscheidung, hochsubventionierte chinesische Turbinen zu verwenden, wird von vielen als fahrlässig erachtet, insbesondere im Hinblick auf Umweltstandards und Sicherheitsrisiken.

„Wir haben die leistungsfähigsten Turbinen gewählt“, erklärt Matthiesen und stützt sich auf die Tatsache, dass Ming Yang den einzigen Prototypen hatte, der zeitgerecht für die Installation im Jahr 2028 verfügbar ist. Trotz dieser Argumentation bleibt die Sorge über die Zuverlässigkeit und Sicherheit chinesischer Technik in der Branche bestehen. Ist es weise, auf Technik zu setzen, die potenziell Bewertungen durch geopolitische Spannungen ausgesetzt ist?

Der größte Knackpunkt des Angebots? Preisgestaltung. Im Ausschreibungsverfahren zählt der Preis zu zwei Dritteln und damit könnte sich die Qualität der Leistung in den Hintergrund drängen lassen. Diese Praxis macht es deutschen Unternehmen wie Siemens Energy schwer, mitzuhalten und wirft Fragen auf: Wie bewerten wir Qualität versus Kosten in einer der wichtigsten Branchen für nachhaltige Energie?

Bärbel Heidebroek, Präsidentin des Bundesverbands Windenergie, zieht ein ernstes Warnsignal: „Die Kontrolle über kritische Infrastruktur sollte nicht in die Hände chinesischer Unternehmen gelegt werden, denn im Ernstfall könnte dies unsere gesamte Energieversorgung gefährden.“ Die Vorstellung, dass Windparks in der Nordsee aus der Ferne steuern könnten, ist ein beunruhigender Gedanke für viele.

Matthiesen kontert diese Punkte mit dem Versprechen, dass alle Operationen in Deutschland stattfinden werden, und betont, dass keine sensiblen Daten an den Hersteller übermittelt werden. Doch die Bedenken der Industrie und der Gewerkschaften bleiben bestehen. Der IG Metall-Vorsitzende Daniel Friedrich weist darauf hin, dass verantwortungsvolle Investoren auch lokale Arbeitsplätze schaffen sollten, damit die Energiewende von der Bevölkerung getragen wird.

Die Diskussion um den "Waterkant"-Windpark ist nur ein weiterer Hinweis darauf, dass der Wettbewerb im grünen Energiesektor neu überdacht werden muss. Bevor die Arbeiten beginnen, könnte dies auf einen Wendepunkt in der Offshore-Windindustrie hinweisen — oder auf den Beginn eines neuen Problems für die europäische Energiewende.