Tragische Massenentlassungen bei Flyer in Huttwil: 150 Arbeitsplätze betroffen
2024-11-20
Autor: Louis
Die Hiobsbotschaft, die Ende Oktober angekündigt wurde, ist Realität geworden: Die Berner E-Bike-Firma Flyer steht vor einer katastrophalen Massenentlassung. Rund 150 von insgesamt etwa 170 Mitarbeitenden müssen ihre Stelle räumen, wie Insiderquellen berichten.
Am Mittwochmorgen wurden die Beschäftigten über die drastischen Maßnahmen informiert, die neben dem Stellenabbau auch die geplante Verlagerung der Produktion nach Deutschland umfassen. Die Kündigungen sollen noch in diesem Monat ausgesprochen werden, was bei den Angestellten für Bestürzung sorgt.
Ein kleines Team bleibt zurück
Nur etwa 15 Mitarbeiter, das sind weniger als zehn Prozent, bleiben von der Entlassung verschont. Diese Beschäftigten werden weiterhin in den Bereichen Produktionsmanagement, Entwicklung und Vertrieb tätig sein, die trotz der Verlagerung ins Ausland in Huttwil erhalten bleiben. Die Marke Flyer hingegen soll weiterhin bestehen bleiben.
Erste Reaktionen der betroffenen Mitarbeiter zeigen, dass viele von ihnen nach der internen Bekanntgabe der Entlassungen geschockt und emotional betroffen waren. Ein Sozialplan wurde bereits in Aussicht gestellt, um den entlassenen Mitarbeitenden in den kommenden Wochen und Monaten bei der Jobsuche zu helfen.
Zukunft der Produktionsstätten ungewiss
Während in Huttwil zunächst weiterhin produziert wird, bleibt unklar, was mit den großflächigen Produktionshallen geschehen wird, die in naher Zukunft leer stehen. Ein betroffenes Mitglied des Unternehmens äußerte: „Das fragen sich hier alle.“ Leider gab es hierzu bei der letzten Mitarbeiterinformation keine konkreten Angaben von den Unternehmensvertretern.
Bisher hat weder die Flyer AG noch die deutsche Muttergesellschaft ZEG aus Köln, die seit 2017 durch die Übernahme Eigentümerin von Flyer ist, offiziell zum Stellenabbau Stellung genommen. Anfragen wurden bislang unbeantwortet gelassen, was die Unsicherheit unter den Mitarbeitenden zusätzlich verstärkt.
Der Niedergang einer Tradition
Die Massenentlassung ist ein herber Rückschlag für das einstige Vorzeigeunternehmen der Region. Seit den 1990er-Jahren galt Flyer als innovativer Hersteller von Elektrovelos und produzierte in besten Zeiten bis zu 60.000 E-Bikes jährlich für den Schweiz und den europäischen Markt.
Doch in letzter Zeit geriet die Firma zunehmend unter Druck durch die wachsende Konkurrenz im E-Bike-Sektor. Bereits nach der Corona-Pandemie musste Flyer aufgrund rückläufiger Verkaufszahlen 80 Stellen abbauen. Im Oktober letzten Jahres folgte schließlich die Entscheidung des Mutterkonzerns zur Verlagerung der Produktion ins Ausland, die in einem dreiwöchigen Konsultationsverfahren diskutiert wurde.
Die Auswirkungen auf die Gemeinde Huttwil sind erheblich.
Der Gemeindepräsident Walter Rohrbach äußerte sich am Mittwoch betroffen. Er betonte, dass die Hoffnung auf einen alternativen Weg bis zuletzt bestanden habe. Die Massenentlassung stelle einen dramatischen Verlust nicht nur für die betroffenen Angestellten dar, sondern auch für die Gemeinde, die nun ohne ihren größten Arbeitgeber dasteht.
Wenn keine neuen Arbeitsplätze geschaffen werden, sieht Rohrbach die Gefahr, dass Huttwil zur „Schlafstadt“ wird, was nicht nur die wirtschaftliche Situation, sondern auch das soziale Leben in der Gemeinde beeinträchtigen könnte.
Aber was wird aus den bald leeren Hallen von Flyer? „Darauf habe ich bisher keine Antwort erhalten“, erklärt der Gemeindepräsident. Die Gebäude gehören ZEG, während das Land im Baurecht der Herdgemeinde Huttwil gehört. Rohrbach hofft, dass die Hallen bald wieder von einem neuen Unternehmen als Produktionsstätte genutzt werden können und nicht einfach in leere Lagerhallen umgewandelt werden. Ein solcher Verlust wäre für die Gemeinde eine bittere Pille.