Nation

UNO: In wenigen Monaten droht das gesamte System zu zerfallen

2025-03-28

Autor: Louis

Seit Ende Januar steht Lian, eine Chinesin aus Genf, vor einer ungewissen Zukunft. Nach acht Jahren, in denen sie in der Stadt für die UNO gearbeitet und ein Kind zur Welt gebracht hat, erfährt sie, dass ihr befristeter Vertrag nicht verlängert wird – eine direkte Folge der Budgetkürzungen unter der Trump-Administration.

Diese finanziellen Einschnitte betreffen nicht nur Einzelne, sondern haben das Potenzial, das gesamte internationale System zu destabilisieren. Lian berichtet, dass sie aufgrund von Stellenabbau in der UNO nun ohne Auffangnetz dasteht: «Ende Januar kam der Arbeitsstopp», erzählt sie.

Tausende von derartigen Universitätsabsolventen, die im internationalen Genf arbeiten, sind jetzt in einer ähnlichen Lage. Während Lian hohe Steuern und Beiträge zur Arbeitslosenversicherung gezahlt hat, wird sie voraussichtlich keine Arbeitslosenhilfe erhalten. «Es ist bitter und macht mich wütend, aber ich muss weiterkämpfen, um meine Familie durchzubringen», sagt die zurückhaltende Frau.

Lians Suche nach einem neuen Job in Genf gestaltet sich schwierig. „Die Konkurrenz ist groß, und viele haben ähnliche Qualifikationen“, erklärt sie. Ihr temporärer Aufenthaltstitel hängt an ihrem Arbeitsvertrag – sobald dieser endet, bleibt ihr nicht viel Zeit, um das Land zu verlassen. Die Behörden zeigen wenig Flexibilität.

Im Palais Wilson, dem Hauptsitz der UNO in Genf, ist Laura Johnson, die Generalsekretärin der Gewerkschaft der UNO-Angestellten, besorgt über die Situation. «Alle sind verunsichert. Wir wissen, dass die US-Beiträge drastisch gekürzt werden», sagt sie.

Obwohl das internationale Genf ihrer Meinung nach nicht verschwinden wird, ist sie sich sicher, dass es sich stark verändern muss. Regierungspräsidentin Nathalie Fontanet von Genf bestätigt dies und betont, dass man sich auf zentrale Aufgaben konzentrieren und möglicherweise auch Kosten sparen müsse, um die wirtschaftlichen Herausforderungen zu bewältigen.

Die Situation hat auch tiefgreifende Auswirkungen auf die Stadt und den Kanton Genf. Die UNO und die NGOs repräsentieren fast 10% der Wirtschaftsleistung, was eine große Rolle für die Bevölkerung spielt. Der Kanton versucht, das internationale Genf während dieser schwierigen Zeiten zu unterstützen, doch die fehlenden Dollar aus den USA sind unersetzlich.

Lian plant, nach Hongkong umzuziehen, was für sie ein bitterer Abschied ist. Die Budgetkürzungen haben ihre jahrelange Mühe zunichtegemacht und lassen sie nicht glauben, dass in ein, zwei Monaten alles zusammenbrechen kann. Besonders Frauen, Kinder und verletzliche Menschen in Entwicklungsländern werden unter den gestoppten Projekten leiden, was eine unhaltbare Situation darstellt.

Diese Entwicklungen werfen Fragen auf: Kann das internationale Genf seine Relevanz aufrechterhalten? Wird die UNO weiterhin in der Lage sein, ihre Mission zu erfüllen? Und was bedeutet all dies für die bereits betroffenen Menschen? Die Welt beobachtet mit Sorge.