
Von der Ukraine bis Gaza: Wie man erfolgreich über Frieden verhandelt
2025-03-30
Autor: Emma
Aktuell stehen die Verhandlungen über den Konflikt in Gaza und die Ukraine im Mittelpunkt der internationalen Aufmerksamkeit. Nomi Bar-Yaacov, eine Expertin mit umfangreicher Erfahrung im Nahen Osten, dem Balkan und für die UNO, weiß aus erster Hand, welche Bedingungen für Friedensverhandlungen entscheidend sind. Auch Thomas Greminger, Direktor des Genfer Zentrums für Sicherheitspolitik (GCSP), hat wertvolle Einsichten in diesem Bereich.
Monatelang fanden im GCSP geheime, inoffizielle Gespräche zum Ukraine-Konflikt statt, in die auch russische Akteure eingebunden waren. Greminger betont: „Es ist unerlässlich, alle Kanäle zu nutzen – offizielle, halboffizielle und inoffizielle.“ Der Vorteil von „Track-Two“-Gesprächen besteht darin, dass sich Regierungen die Erfolge anrechnen können, während sie sich für Misserfolge nicht verantwortlich zeigen müssen.
Bedauerlicherweise wird in der Schweizer Politik die Bedeutung von Paralleldiplomatie oft unterschätzt. Greminger kritisiert, dass das Außenministerium sich vornehmlich auf offizielle Verhandlungen beschränkt, die unter Schweizer Flagge durchgeführt werden.
Ein alarmierender Faktor bei den Verhandlungen in der Ukraine und im Nahen Osten ist die geringe Rolle der UNO. Nomi Bar-Yaacov macht deutlich: „Ohne eine grundlegende Reform des Sicherheitsrates kann die UNO keinen Druck auf die Konfliktparteien ausüben.“ Obwohl die UNO Blauhelmtruppen zur Verfügung hat, um einen Waffenstillstand zu forcieren, wird dies in der Praxis kaum geschehen. Stattdessen könnte eine „Koalition der Willigen“ aus europäischen Staaten und möglicherweise sogar China entstehen, um aktiv zu werden.
Die Rolle der USA ist sowohl im Ukraine- als auch im Gaza-Konflikt von zentraler Bedeutung. Greminger hebt hervor, dass die Trump-Regierung den Anstoß für die Ukraine-Verhandlungen gab. „Es ist höchste Zeit, dass Washington und Moskau wieder direkt miteinander sprechen“, erklärt er. Dennoch haben die USA zahlreiche Fehler begangen, darunter eine unklare Verhandlungsstrategie und einseitige Zugeständnisse, die als unprofessionell bewertet werden.
Nomi Bar-Yaacov erinnert daran, dass die Trump-Regierung Druck auf Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu ausübte, um eine erste Waffenruhe mit der Hamas zu erreichen. Jedoch hat dieser Druck nachgelassen, was den Gaza-Konflikt erneut aufflammen lässt. Ohne den Einfluss der USA auf Israel wird es im Nahen Osten kaum Fortschritte geben.
Dies verdeutlicht, dass nicht Staaten mit guten Absichten die besten Vermittler sind, sondern solche, die auch tatsächlich Druck auf die Konfliktparteien ausüben können. Für Greminger ist es entscheidend, alle relevanten Akteure einzubeziehen – selbst gewalttätige Milizen und Terrororganisationen. „Es ist zwar unangenehm, aber unvermeidlich, diese Gruppen diplomatisch zu berücksichtigen“, sagt er.
Friedensdiplomatie ist zweifellos ein nobles Ziel, doch zugleich auch ein schmutziges Geschäft, das Geduld, Hartnäckigkeit und Frustrationstoleranz erfordert. Nomi Bar-Yaacov betont: „Ich verliere nie die Hoffnung. Wenn ich die Hoffnung verliere, wäre ich nicht in diesem Geschäft.“ Inmitten der gegenwärtigen Krisen in der Ukraine und Gaza bleibt der Weg zum Frieden schwierig, doch Experten wie Bar-Yaacov und Greminger setzen sich unermüdlich für Lösungen ein, die langfristigen Frieden ermöglichen könnten.