Wahl: Ollolai bietet den US-Amerikanern ein neues Leben
2024-11-20
Autor: Alina
Darum geht es
Das malerische sardische Dorf Ollolai kämpft seit Jahren gegen einen dramatischen Bevölkerungsrückgang, der sowohl die wirtschaftliche als auch die soziale Struktur der Gemeinde bedroht.
Um dem entgegenzuwirken, hat die Gemeinde eine neuartige Kampagne ins Leben gerufen, die gezielt unzufriedene US-Amerikaner ansprechen soll. Die Website Liveinollolai.com bewirbt ein neues Leben im „Paradies Sardinien“ und lockt Interessierte mit der Aussicht auf eine harmonische Lebensweise und neue Möglichkeiten.
Bürgermeister Francesco Columbu ist optimistisch, dass diese Strategie das Dorf nachhaltig beleben kann.
Der Rückgang der Bevölkerung hat in Ollolai dramatische Ausmaße angenommen: Im vergangenen Jahrhundert sank die Einwohnerzahl von 2.250 auf nur noch 1.150. Die Gemeinde wendet sich nun mit verlockenden Angeboten speziell an US-Amerikaner, die von den aktuellen politischen Entwicklungen in ihrem Heimatland frustriert sind.
Die Website ist seit den US-Wahlen am 5. November online und stellt Fragen wie: „Sind Sie von der Weltpolitik erschöpft? Möchten Sie einen ausgeglicheneren Lebensstil führen und gleichzeitig neue Chancen nutzen?“
Schnelle Bewerbungen für US-Bürger
„Wir wollen uns vor allem auf die Amerikaner konzentrieren“, erklärt Bürgermeister Columbu. „Natürlich möchten wir niemanden ausschließen, aber für Amerikaner wird es ein beschleunigtes Verfahren geben. Sie sind unser Ass im Ärmel, um das Dorf wiederzubeleben.“
Die Unzufriedenheit mit der aktuellen politischen Lage in den USA wird dabei direkt angesprochen, auch wenn Columbu diplomatisch bleibt und keinen bestimmten Präsidenten erwähnt. „Wir alle wissen, dass viele Amerikaner das Land wegen der derzeitigen Umstände verlassen möchten“, so Columbu weiter.
Neben den traditionellen Ein-Euro-Häusern – ein Programm, das seit 2018 wenig Erfolg hatte – gibt es nun auch Alternativen: temporäre Unterkünfte für so genannte digitale Nomaden, die kostenlos genutzt werden können, sowie voll renovierte Häuser im Wert von etwa 100.000 Euro.
Die Nachfrage scheint zumindest teils da zu sein: Laut Columbu hat die Website bereits 38.000 Anfragen zu unbewohnten Häusern verzeichnet, wobei die meisten Interessenten aus den USA stammen. Trotz dieser hohen Zahl bleibt jedoch ungewiss, ob das Programm den erhofften Ansturm bringen wird. Seit 2018 wurden nur zehn Ein-Euro-Häuser verkauft und renoviert, und im Dorf stehen nach wie vor circa 100 unbewohnte, günstige Immobilien zum Verkauf.
Könnte es also sein, dass die Kombination aus politischem Unmut und dem Drang nach einem neuen Leben in der Natur die perfekte Lösung für viele US-Amerikaner darstellt? Der Bürgermeister hofft es und setzt auf die amerikanische Klientel, um das idyllische Dorf Ollolai wieder auf die Landkarte zu bringen – nicht nur als Urlaubsziel, sondern als neuen Lebensmittelpunkt.