Einleitung

In einer bahnbrechenden Studie haben chinesische Forscher untersucht, was im Gehirn von Menschen mit Schizophrenie geschieht, wenn sie akustische Halluzinationen erleben. Schizophrenie betrifft etwa ein Prozent der österreichischen Bevölkerung und wird oft von einem großen gesellschaftlichen Stigma begleitet. Während die Wissenschaft im 20. Jahrhundert die Erkrankung als „Spaltung der Seele“ klassifizierte, wissen wir heute, dass es viele verschiedene Formen und Ausprägungen dieser komplexen Störung gibt.

Symptome und Verlauf

Die Erkrankung tritt typischerweise im frühen Erwachsenenalter auf, wobei Männer häufig früher betroffen sind als Frauen. Zu den häufigsten Symptomen gehören soziale Isolation, das zwanghafte Äußern von Gedanken oder Wahnvorstellungen und insbesondere das Hören von Stimmen. Diese Stimmen können oft als äußerst belastend empfunden werden und den Alltag der Betroffenen erheblich beeinträchtigen.

Die Studie von Xing Tian

Ein Forscherteam um Xing Tian von der New York University Shanghai hat kürzlich in der Fachzeitschrift *Plos Biology* eine interessante Untersuchung veröffentlicht. Die Forscher wollten verstehen, was genau in den Gehirnen von Schizophrenen vor sich geht, die Stimmen hören. Es zeigt sich, dass viele Betroffene Schwierigkeiten haben, ihre eigenen Stimmen von externen Geräuschen zu unterscheiden. Dies führt dazu, dass sie ihre innere Stimme als fremd empfinden, was das Verständnis von Gedanken als Produkte des eigenen Verstandes stark einschränkt.

Ergebnisse der Forschung

In der Studie wurde die Gehirnaktivität von zwei Gruppen von Schizophrenie-Patienten – einer mit akustischen Halluzinationen und einer ohne – gemessen. In verschiedenen Gesprächssituationen mussten die Probanden verschiedene Silben aussprechen. Die Ergebnisse waren aufschlussreich: Beide Gruppen wiesen im Vergleich zu gesunden Menschen Störungen in den Gehirnfunktionen auf, die normalerweise dafür verantwortlich sind, die eigene Stimme zu unterdrücken. Bei den Schizophrenen, die Stimmen hören, war diese Störung jedoch erheblich ausgeprägter.

Veränderungen in der Geräuschverarbeitung

Interessanterweise zeigt die Forschung, dass die Verarbeitung von Geräuschen im Gehirn dieser Gruppe beeinträchtigt ist, was dazu führt, dass falsche oder unerwartete Klänge verstärkt werden. Die natürliche Fähigkeit des Gehirns, Reize zu blockieren, funktioniert bei diesen Betroffenen genau andersherum.

Fazit und Ausblick

Die Autoren der Studie ziehen den Schluss, dass beschädigte Verbindungen zwischen dem Wahrnehmungs- und dem motorischen System im Gehirn dazu führen, dass Personen mit Schizophrenie Schwierigkeiten haben, Fantasie von Realität zu unterscheiden. Diese Erkenntnisse könnten entscheidend sein, um neue Therapieansätze zu entwickeln, die das Erleben von Halluzinationen lindern und den Betroffenen helfen, ein besseres Leben zu führen. Schizophrenie bleibt ein faszinierendes, aber auch herausforderndes Forschungsfeld, und die neuesten Einsichten bringen uns einen Schritt näher, das komplexe Zusammenspiel von Wahrnehmung und Realität zu verstehen.