Weltraumschrott: Forscher sehen darin kulturelles Erbe der Menschheit
2025-01-02
Autor: Alina
Seit mehr als fünf Jahrzehnten hinterlässt die Menschheit ihren Fußabdruck nicht nur auf der Erde, sondern auch auf anderen Planeten. Der erste Schritt in dieser interplanetaren Eroberung begann 1971 mit der sowjetischen Mission, als ihre Raumsonde auf dem Mars zerbrach. Seither folgten mindestens 15 weitere Missionsversuche, die unzählige Objekte wie Landemodule, Rover, Bohrgeräte und sogar Helikopter hinterließen. Eine neueste Forderung von Wissenschaftlern ist, diese Artefakte als bedeutende archäologische Funde und Teil unseres kulturellen Erbes zu werten. Dies ist das Ergebnis eines Kommentars, der im Dezember im renommierten Fachjournal 'Nature Astronomy' veröffentlicht wurde.
"Die archäologischen Hinterlassenschaften auf dem Mars sind ein Beweis für die erste Erforschung eines anderen Planeten durch die Menschheit", argumentiert die interdisziplinäre Gruppe von Fachleuten aus den Bereichen Archäologie, Anthropologie, Astronomie und Geologie. Diese Stätten, die für die menschliche Geschichte von großer Bedeutung sind, sollten dokumentiert und geschützt werden.
Zu den wertvollen Standorten zählen das Landungsgebiet der Apollo-11-Mission auf dem Mond, wo die ersten menschlichen Fußabdrücke entstanden, sowie der Einschlagkrater der sowjetischen Luna-2-Mission. Auch die Venus war ein Ziel von Raumsonden, die dort Materialien hinterließen. "Diese Orte repräsentieren herausragende Meilensteine in der Geschichte der Menschheit", so die Wissenschaftler.
Statt als bloßer 'Weltraummüll' oder 'galaktische Abfälle' betrachtet zu werden, sollten diese Überreste einen anderen Status erhalten. Zu den hinterlassenen Materialien zählen Raumsonden, Landemodule, und selbst alltägliche Dinge wie Netze, Fallschirme und Teile von Aluminiumrädern. Allein auf dem Mars addieren sich diese Rückstände auf ca. 9979 Kilogramm.
"Diese Stätten und Objekte sind nicht nur verlassenes Material, sondern eine wichtige materielle Kultur – unser Weltraumerbe. Dieses Erbe ist eng mit der migrationsgeschichtlichen Evolution unserer Spezies verbunden", betonen die Forscher. Sie warnen, dass dieses Erbe durch Umwelteinflüsse, Meteoriteneinschläge und andere Gefahren bedroht ist und es daher im Interesse der Menschheit liegen sollte, es zu bewahren.
Hauptautor Justin Holcomb von der University of Kansas erklärt weiter: "Unsere Evolution begann in Afrika, breitete sich über die Kontinente aus und schreitet nun in den Weltraum fort. Wir beginnen, unser Sonnensystem zu bevölkern. So wie wir auf der Erde Artefakte nutzen, um unsere Geschichte zu verfolgen, sollten wir dies auch für die Hinterlassenschaften im Weltraum tun."
Zusätzlich fordern die Wissenschaftler eine internationale Regelung, um das kulturelle Erbe im All zu schützen, ähnlich wie es für historische Stätten auf der Erde der Fall ist. Die Bewahrung dieses Erbes könnte entscheidend dafür sein, die Erinnerungen und Errungenschaften der Menschheit für zukünftige Generationen zu schützen. Der Aufruf erfolgt in einer Zeit, in der immer mehr Länder und private Unternehmen in den Weltraum aufbrechen, was die Dringlichkeit des Themas noch verstärkt.