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Wie reagiert Iran auf Israels Tötung von Hassan Nasrallah? Eine kritische Analyse

2024-09-29

Autor: Sofia

Nach der Tötung von Hassan Nasrallah am Samstag stellt sich die Frage, ob wir in einem neuen Nahen Osten aufgewacht sind. Obwohl der Begriff 'neuer Naher Osten' vielleicht übertrieben ist – die Region verändert sich nicht über Nacht durch den Tod eines einzelnen Führers – könnte dies langfristige Auswirkungen auf die geopolitischen Dynamiken haben.

Der Verlust von Nasrallah ist insbesondere ein harter Schlag für die Hizbullah, die in den letzten zwei Wochen signifikante Schläge gegen ihre Führungsstruktur hinnehmen musste. Der Hizbullah, einst das Kronjuwel in Irans 'Achse des Widerstands', steht jetzt vor enormen Herausforderungen. Diese Situation wirft die Frage auf, welche Rolle der Hizbullah in der zukünftigen iranischen Strategie einnehmen wird, da die Organisation nun als gefährdet gilt.

Iran wird aller Wahrscheinlichkeit nach nicht direkt militärisch eingreifen. Es wird erwartet, dass Teheran auf irakische Milizen und die Huthi-Rebellen zurückgreift, um mögliche Vergeltungsschläge gegen Israel durchzuführen. Ein Krieg mit Israel erscheint für Iran momentan als ein strategisches Risiko, insbesondere vor dem Hintergrund der fragilen wirtschaftlichen Lage des Landes. Iran ist sich der hohen ökonomischen Kosten eines solchen Konflikts bewusst und ist derzeit nicht bereit, diese zu tragen.

Ein weiterer Aspekt der iranischen Politik ist, dass die öffentliche Meinung im Iran nicht für einen Krieg gegen Israel mobilisiert werden kann. Die iranische Bevölkerung zeigt wenig Interesse daran, für arabische Führer zu kämpfen. Diese Haltung zeigt, dass Iran sein militärisches Engagement in der Region vorsichtig abwägen wird.

In der arabischen Welt sind die Reaktionen auf Nasrallahs Tod ebenfalls gemischt. Während einige in Nord-Syrien seine Tötung als Anlass für Feiern nehmen, gibt es in anderen sunnitischen Staaten kaum Trauerbekundungen. Diese Beobachtungen unterstreichen die komplizierte und oft antagonistische Beziehung zwischen verschiedenen Gruppen in der Region.

Die Abschreckungsstrategie Irans gegenüber Israel könnte durch diese Entwicklungen möglicherweise an Wirksamkeit verlieren. Allerdings stellt der Iran weiterhin eine bedeutende Bedrohung durch seine ballistischen Raketen dar, die Israel eindringlich warnen. Dies führt zu der Frage, ob Iran zukünftig eine Atombombe anstreben wird, um seine militärische Stellung zu stärken.

Die geopolitischen Überlegungen Irans sind nicht zu unterschätzen. Während einige in der iranischen Führung an einem Kernwaffenprogramm interessiert sein könnten, hemmt Iran ein nukleares Wettrüsten in der Region. Einflussreiche Nachbarn wie Saudi-Arabien und die Türkei sowie internationale Akteure wie Russland und China spielen eine entscheidende Rolle in dieser strategischen Kalkulation.

Auch nach Nasrallahs Tötung setzt Israel seine militärischen Operationen gegen die Hizbullah fort. In dieser Situation stellt sich die Frage nach der langfristigen israelischen Strategie im Libanon. Es wird spekuliert, dass Israel versuchen könnte, eine politische Lösung zu forcieren, die die Resolution 1701 des Uno-Sicherheitsrates berücksichtigt, um eine stabilere Situation im Libanon zu erreichen.

Eine Kooperation zwischen verschiedenen religiösen Gruppen und der libanesischen Armee könnte erforderlich sein, um den Herausforderungen, die durch das Machtvakuum nach Nasrallahs Tod entstehen, zu begegnen. Angesichts der Komplexität der Situation und der tief verwurzelten Konflikte in der Region bleibt es jedoch fraglich, ob dies möglich ist. Ein nachhaltiger Frieden im Nahen Osten ist nach wie vor eine herausfordernde und komplexe Aufgabe, und der Optimismus sollte mit großer Vorsicht genossen werden.