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Zürich Film Festival sagt umstrittene Doku "Russians at War" ab: Warum dieser Schritt viele überrascht

2024-09-26

Das Zurich Film Festival (ZFF) hat überraschend entschieden, die geplante Vorführung des kontroversen Dokumentarfilms "Russians at War" abzusagen. Trotz anfänglicher Zusagen und heftiger Kritik, insbesondere vom ukrainischen Außenministerium, hat sich die Festivalleitung entschieden, die Sicherheit ihrer Gäste und Mitarbeiter zu priorisieren.

Wie die ZFF-Medienstelle am Donnerstagabend bekannt gab, wurde die Entscheidung aus Sicherheitsgründen getroffen. In der Mitteilung heißt es: "Die Sicherheit unseres Publikums, der Gäste, Partner und Mitarbeitenden steht für das ZFF an oberster Stelle." Interessanterweise bleibt Trofimovas Film dennoch im Wettbewerb um den besten Dokumentarfilm, was Fragen zur Festivalpolitik aufwirft.

Vor wenigen Tagen war ZFF-Direktor Christian Jungen noch zuversichtlich, den Film zu zeigen, obwohl es schwerwiegende Vorwürfe gab, dass der Film russische Kriegsverbrechen in der Ukraine verharmlost. Dies geschah vor dem Hintergrund der unbestrittenen Realität, dass Russland seit dem Überfall auf die Ukraine im Februar 2022 für eine Vielzahl von Kriegsverbrechen verantwortlich ist.

Kritiker, insbesondere aus der Ukraine, bezeichneten den Film als Propagandawerkzeug, was die ZFF-Verantwortlichen unter Druck setzte. Ein Sprecher des ukrainischen Außenministeriums warnte davor, dass die Vorführung des Films den Ruf des Festivals irreparabel schädigen könnte.

Der Film selbst dokumentiert die Erlebnisse einer russischen Militär Einheit über mehrere Monate und hat besonders unter Ukrainern heftige Diskussionen ausgelöst. Bereits beim Toronto Film Festival mussten Vorführungen aufgrund von Drohungen abgesagt werden.

Die Regisseurin Alexandra Trofimova, die zuvor für den Kreml-nahen Sender "Russia Today" arbeitete, wies die Vorwürfe zurück und betonte, dass sie unabhängig gearbeitet habe. Dennoch bleibt unklar, wie sich ihre Vergangenheit auf die Rezeption des Films auswirkt.

Ursprünglich war auch eine Podiumsdiskussion geplant, bei der die ukrainische Botschafterin in der Schweiz und Trofimova anwesend sein sollten. Diese Pläne sind nun ebenfalls ins Wasser gefallen, was weitere Diskussionen über die Freiheit der Kunst und die Verantwortung von Festivals zur Folge haben könnte.

Inmitten dieser Kontroversen sieht sich das ZFF gezwungen, seine Haltung zu überdenken und die Verantwortung zu übernehmen, die mit der Förderung von Filmschaffenden und Künstlern einhergeht, insbesondere in solch sensiblen politischen Zeiten. Die Absage wirft Fragen darüber auf, wie kulturelle Institutionen in Konfliktsituationen navigieren können, ohne den Dialog zu gefährden.