30 Jahre nach der HIV-Diagnose: Stefanie Eid spricht über ihren beeindruckenden Lebensweg
2024-12-01
Autor: Luca
Es ist kaum zu glauben, dass Stefanie Eid, heute 56 Jahre alt, vor 30 Jahren mit dieser Wahrheit konfrontiert wurde: "Mir geht es gut. Ich habe wirklich ein sehr schönes Leben."
Im Dezember 1994, während ihrer Schwangerschaft, erhielt die Schmittenerin die Diagnose HIV-positiv. Die Infektion war das Resultat einer früheren Beziehung. Ärzte, die sie zunächst konsultierte, äußerten sich besorgt, einige drängten sie sogar zu einem sofortigen Schwangerschaftsabbruch, während andere ihr voraussagten, dass sie nicht mehr als zwei Jahre zu leben habe. "Es war eine schockierende Zeit," erinnert sich Eid, "doch ich traf eine Entscheidung, die mein Leben für immer veränderte."
„Würde mit niemandem tauschen wollen“
Entgegen aller Prognosen brachte Stefanie ihre Tochter zur Welt, die heute gesund und selbst Mutter ist. "Durch HIV habe ich viele wertvolle Erfahrungen gemacht, und ich würde mit niemandem tauschen wollen," betont sie.
Ihr Alltag war jahrelang von einer strikten Medikamenteneinnahme geprägt. Die erste Tablette nahm sie morgens um sieben und die letzte abends um elf. Diese strengen Zeiten verhinderten spontane Aktivitäten und sorgten für zusätzliche mentale Belastung. "Wie erkläre ich, dass ich beim Kaffee nicht sofort essen kann?" fragte sie sich oft.
„Ein Doppelleben führen“
Eid fühlte sich oft, als würde sie ein Doppelleben führen. Wenn Kollegen Fragen zu ihren Arztbesuchen stellten, erfand sie Ausreden. "Das war sehr belastend", gesteht sie. Doch plötzlich wurde ihre Krankheit öffentlich, als sie den Mann anzeigte, der sie infiziert hatte. "Ich wusste, dass ich die Kontrolle verloren hatte", sagt sie rückblickend.
„Offenheit als Befreiung“
Die Möglichkeit, offen über ihre Krankheit sprechen zu können, wurde zu einer Befreiung für Eid. "Wir müssen lernen, mit dieser Krankheit zu leben", appelliert sie. Ein starkes Netzwerk von Freunden und Familie, die sie unterstützen, ist ihr von unschätzbarem Wert geblieben. Ihr christlicher Glaube gab ihr zudem Halt in schwierigen Zeiten.
In den ersten Jahren nach ihrer Diagnose war ihr Immunsystem stark geschwächt, was sie dazu zwang, ihre sozialen Kontakte einzuschränken. "Ich war oft krank, besonders wenn meine Tochter im Kindergarten war, und meine Hand war immer ein Tabu."
„Ein Leben in vollen Zügen“
Trotz der Herausforderungen beschloss Stefanie, ihre Zeit aktiv zu nutzen. Sie reiste, begann Spanisch zu lernen und entdeckte die Freude am Gitarrenspiel. "Ich wollte all die Dinge tun, die viele Menschen aufschieben," erzählt sie. Heute engagiert sie sich in einem Kinderhilfsprojekt und ist regelmäßig in einem Kindergarten tätig. "Vor 20 Jahren wäre das undenkbar gewesen", sagt sie.
Dank medizinischer Fortschritte lebt sie heute in einer hohen Lebensqualität. „Die Viruslast ist unter der Nachweisgrenze, und ich bin dankbar für die Möglichkeit, mein Leben zu genießen“, sagt Eid.
„Kein Platz für Hass“
Besonders wichtig für ihren inneren Frieden sei die Vergangenheitsbewältigung. Sie hat dem Mann, der sie infiziert hat, vergeben. "Die Versöhnung hat mir Freiheit geschenkt", erklärt sie. "Und ich habe keinen Hass. Nur so konnte ich mein Leben mit Freude leben." Ihre inspirierende Geschichte ist nicht nur ein Apell für Aufklärung über HIV, sondern auch ein Zeugnis für die Kraft der Vergebung und der Lebensfreude.