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«Aktenzeichen XY»: Nidwaldner Kripochef vor Millionen-Publikum mit neuem Hoffnungsschimmer

2025-03-27

Autor: Simon

Der Liveauftritt in der Sendung «Aktenzeichen XY» stellte selbst für den erfahrenen Kripochef Senad Sakic (46) eine besondere Herausforderung dar. "Die Anspannung war deutlich zu spüren", erklärte er nach der Ausstrahlung. Am Donnerstagmittag saß er in einem Zivilfahrzeug der Kantonspolizei Nidwalden und machte sich auf den Rückweg von München in die Schweiz.

Zusammen mit Staatsanwalt Alexander Vonwil war Sakic in der Sendung zu sehen, um den Mordfall Emilia Emilova (36) aufzuklären, der seit 2014 ungelöst ist. Emilova, eine Prostituierte aus Bulgarien, wurde am 21. September 2014 tot im Vierwaldstättersee gefunden. Zehn Jahre später soll der Fall mit Hilfe des TV-Publikums endlich gelüftet werden.

Der Kripochef präsentierte sich im scharfen schwarzen Anzug und sprach fehlerfrei vor der Kamera, was darauf hindeutet, dass er sich gründlich vorbereitet hat. Sein äußeres Erscheinungsbild war ihm wichtig: "Ich lasse nur meine Frau, die Inhaberin eines Coiffeursalons, an mein Haar", gestand er.

Sakic ist fest entschlossen, den Fall zu lösen, nicht nur um des Fernsehens willen, sondern vor allem für die Angehörigen. Die beiden Söhne von Emilia Emilova müssen mit dem Verlust ihrer Mutter leben, und Sakic erkennt die Dringlichkeit, den Fall aufzuklären: "Die Familie in Bulgarien ist sehr dankbar, dass wir nicht aufgeben."

Über 5000 Seiten Verfahrensakten wurden von Sakic und seinem Team sowie dem Staatsanwalt noch einmal intensiv durchforstet. Dabei wurde eine Sonderkommission mit zwölf Polizistinnen und Polizisten gebildet. Durch neue kriminaltechnische Möglichkeiten erhofft man sich nun, diesen ungelösten Mordfall endlich zu klären.

In der Bevölkerung von Nidwalden gab es jedoch auch kritische Stimmen. Einige Bürger fragten, warum man einen alten Fall wieder aufgreifen müsse, wenn die täglichen Polizeiarbeiten nicht betroffen seien. "Es gab und gibt keine Überlastungsteigerung in unserer regulären Arbeit. Mein Team und ich haben uns engagiert und Überstunden geleistet", erklärte Sakic.

Die Kriminalstatistik 2024 zeigt einen Anstieg der Straftaten im Kanton Nidwalden um 33 Prozent im Vergleich zum Vorjahr – auf den höchsten Stand seit 2014. Sakic ist nicht nur Polizei-Experte, sondern auch Familienvater und Politiker. Er setzt sich im Luzerner Stadtparlament für sichere Arbeitsbedingungen für Sexarbeiterinnen ein und hat bereits ein Postulat in dieser Angelegenheit eingereicht.

Besonders bemerkenswert ist, dass die Sendung nach 20 Jahren erstmals wieder im Schweizer Fernsehen ausgestrahlt wurde und mehr als 301.000 Zuschauer anlockte. In Deutschland erreichte die Sendung über 5 Millionen Zuschauer, was sie zur erfolgreichsten Sendung nach der «Tagesschau» machte.

Eine attraktive Belohnung von 10.000 Franken wird für Hinweise auf den Täter angeboten, und bereits zahlreiche Informationen sind nach der Sendung eingegangen. Ein Hinweis scheint besonders vielversprechend zu sein, was Sakic bestätigte: "Wir nehmen jeden Hinweis ernst und werden in den kommenden Tagen eine Auswertung vornehmen." Statistiken zeigen, dass etwa 40 Prozent der Fälle, die in «Aktenzeichen XY» behandelt wurden, nach der Ausstrahlung aufgeklärt werden konnten. Senad Sakic bleibt optimistisch: „Die Hoffnung auf eine Lösung dieses Cold Case bleibt bestehen.”