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Alphorn, Hackbrett, Schwyzerörgeli? Was steckt hinter den Instrumenten der Schweiz?

2024-11-23

Autor: Sofia

Das Alphorn ist weit mehr als nur ein klangvolles Symbol, das die Schweizer Landschaft prägt. Es ist Teil eines komplexen kulturellen Erbes, das weit über die Grenzen der Schweiz hinausgeht. Ironischerweise sind sowohl das Alphorn als auch die weit verbreitete Kuckucksuhr eher Produkte deutschen Ursprungs. So stammt die berühmte «Schweizer Kuckucksuhr», die in Souvenirläden von Genf bis Luzern angeboten wird, tatsächlich aus dem Schwarzwald in Deutschland.

Historische Wurzeln des Alphorns

Das Alphorn wird oft als Kulturgut eines «Hirtenvolks» bezeichnet, aber die Musikwissenschaft stellt dessen Herkunft in Frage. Laut der Musikschule Lausanne (EML) ist es schwierig, einen klaren Ursprung dieses Instruments zu bestimmen. Historische Beweise fehlen, um zu belegen, dass es wirklich aus der Schweiz stammt. Vermutlich wurde das Alphorn von den mit nomadischen Hirtenherden aus Zentralasien nach Europa gelangten Hörnern und Trompeten inspiriert.

Ursprünglich diente das Alphorn als Kommunikationsmittel in den Alpentälern, um beispielsweise Alarm zu schlagen oder die Gemeindemitglieder zum Kirchgang zu rufen. Mit der Romantik im 19. Jahrhundert erlebte das Instrument ein Comeback und wurde zum Symbol für ein idealisiertes Bild der Schweiz. Der Mythos vom „Hirtenvolk“ wurde aufgebaut, das in der Folklore und im Tourismus besonders geschätzt wurde.

Externe Einflüsse auf die Schweizer Folklore

Neben dem Alphorn gibt es eine Reihe weiterer Instrumente, die als typisch schweizerisch gelten, jedoch tatsächlich aus anderen Ländern stammen. Das Schwyzerörgeli, ein diatonisches Akkordeon, wurde 1886 in Schwyz erfunden, ist aber nur eine spezifische Variante einer Tradition, die ihren Ursprung 1829 in Wien nahm. Auch die Zither hat es in die traditionelle Musik geschafft und im Kanton Bern sogar ein eigenes Museum, das dem Instrument gewidmet ist.

Ein weiteres Beispiel ist das Hackbrett, das vor allem im Appenzellerland häufig gespielt wird. Historische Dokumente aus Zürich belegen bereits die Existenz des Hackbretts im Jahr 1447. Trotz seiner tiefen Verwurzelung in der Schweizer Kultur ist es auch nicht schweizerischen Ursprungs. Die Wissenschaft ist sich einig, dass seine Wurzeln in Osteuropa liegen, wo es auch Verwandte in Ungarn, England und China hat.

Das einzigartige Appenzeller Talerschwingen

Trotz dieser internationalen Einflüsse gibt es ein echtes Schweizer Instrument: das Appenzeller «Talerschwingen». Diese einzigartige Traditionsform begleitet Jodelgesänge und basiert auf der Drehung einer Münze in einer Tonschale. Diese Bewegung erzeugt Töne, deren Klang je nach Größe der Münze variiert. Heute wird oft ein Fünfliber verwendet, wobei ältere Silbermünzen aus der Zeit vor 1968 den besten Klang erzeugen.

Fazit

Die Klänge der Schweiz sind vielfältig und illustrieren die spannende Geschichte der kulturellen Begegnungen. Während das Alphorn, Hackbrett und Schwyzerörgeli eng mit der Schweizer Identität verbunden sind, sind sie doch Produkte eines größeren europäischen Erbes. Die wahre Seele der Schweiz liegt in der Vermischung und Anpassung von Traditionen.