Technologie

Atomkraft: Ein stetiger Rückgang ihres Anteils an der Stromproduktion

2024-10-05

Die Diskussion um die Atomkraft wird häufig von der Idee einer Renaissance begleitet, obwohl sie weltweit nie wirklich verschwunden ist. Dennoch zeigt ein aktueller Bericht, dass ihr Beitrag zur Stromproduktion kontinuierlich abnimmt.

In mehreren Ländern wird die nukleare Energie zunehmend in Frage gestellt. Deutschland hat im Jahr 2023 seine letzten drei Reaktoren abgeschaltet, und die Schweiz hat sich entschieden, keine neuen Atomkraftwerke mehr zu bauen. Im Gegensatz dazu gehen in einigen Ländern, darunter China und Russland, jedes Jahr neue Reaktoren ans Netz, während andere gleichzeitig stillgelegt werden.

Laut dem jüngsten World Nuclear Industry Report ist die Atomkraft zwar nach wie vor ein Teil der globalen Energieproduktion, ihr globaler Anteil ist jedoch von 17,5 Prozent im Jahr 2006 auf aktuell nur noch 9,2 Prozent gefallen. Dieser Rückgang ist vor allem auf den Anstieg erneuerbarer Energiequellen wie Wind- und Solarenergie zurückzuführen, in die im Jahr 2023 etwa 623 Milliarden Dollar investiert wurden, während die Investitionen in die Kernenergie bei etwa 32 Milliarden Dollar stagnieren.

In Europa haben im vergangenen Jahr drei neue Reaktoren in Betrieb genommen: in Finnland, der Slowakei und Frankreich. Allerdings haben diese Projekte massive Kostenüberschreitungen und Verzögerungen erlebt. Forscher der ETH Zürich führen dies auf unterbrochene Lieferketten zurück, da in Europa über zwei Jahrzehnte keine neuen Kernkraftwerke gebaut wurden. Trotz dieser Herausforderungen plant Frankreich, seine Investitionen in die Atomkraft zu erhöhen, während Länder wie Schweden und Polen sich auf die Verlängerung der Betriebszeit bestehender Reaktoren konzentrieren und in den 2030er-Jahren kleine modulare Reaktoren (SMR) bauen wollen.

Die fünf größten Produzenten von Nuklearstrom sind die USA, China, Frankreich, Russland und Südkorea, die zusammen etwa 72,4 Prozent der weltweiten nuklearen Energie generieren. Im Jahr 2023 gingen fünf neue Reaktoren ans Netz, während gleichzeitig fünf Reaktoren stillgelegt wurden. Der durchschnittliche Alter der aktuell betriebenen 408 Reaktoren beträgt 32 Jahre.

Gegenwärtig sind 59 Reaktoren in 13 Ländern im Bau, von denen 27 in China sind, wobei viele Projekte Verzögerungen aufweisen. Im internationalen Markt für Atomtechnologie spielen Russland und China eine herausragende Rolle, während Russland plant, 20 Reaktoren im Ausland zu bauen, was angesichts der wirtschaftlichen Sanktionen infolge der Ukraine-Krise ungewiss ist.

Die Entwicklungspläne für kleine modulare Reaktoren (SMR) werden oft als vielversprechend angesehen, da sie als sicherer und kosteneffizienter gelten. Doch ein jüngster Rückschlag für ein führendes SMR-Projekt, das von dem amerikanischen Unternehmen NuScale entwickelt wurde, zeigt, dass Herausforderungen bestehen.

In der Diskussion um den Klimaschutz ist die Rolle der Atomkraft nicht zu unterschätzen. Die Internationale Energieagentur (IEA) schlägt vor, dass ohne Kernenergie die CO₂-Emissionen im Energiesektor in den vergangenen 50 Jahren um 60 Milliarden Tonnen höher gewesen wären. Dennoch wird argumentiert, dass die gesamte Prozesskette der Atomkraft (von Uranabbau bis zur Entsorgung von Atommüll) mit erheblichen Emissionen verbunden ist, was die CO₂-Bilanz schlechter macht als die erneuerbarer Energie.

Die Zukunft der Atomkraft bleibt ungewiss, da Investitionen und öffentliche Meinungen variieren und die Herausforderungen hinsichtlich Sicherheit und Nachhaltigkeit weiterhin relevant bleiben.