Australien plant Verbot von sozialen Medien für Teenager – Ein notwendiger Schritt oder ein Fehler?
2024-11-28
Autor: Alina
In Australien zeichnet sich eine kontroverse Neuregulierung ab, die das Internetverhalten junger Menschen maßgeblich beeinflussen könnte. Laut einer aktuellen Umfrage befürworten über 80 Prozent der Schweizer Bevölkerung ein Social-Media-Verbot für unter 16-Jährige – ein Signal, das auch in Australien Gehör findet.
Das australische Repräsentantenhaus hat am vergangenen Mittwoch mit einer überwältigenden Mehrheit von 102 zu 13 Stimmen für ein Gesetz gestimmt, das Kindern unter 16 Jahren den Zugang zu Plattformen wie TikTok, Facebook, Instagram und X verbietet. Wenn der Senat dem Gesetzentwurf zustimmt – was als sehr wahrscheinlich gilt – wäre Australien das erste Land weltweit, das solch einen Schritt unternimmt.
Der australische Premierminister Anthony Albanese erklärt, das Gesetz sei notwendig, um Kinder vor den „Gefahren“ der sozialen Medien zu schützen. „Das ist ein globales Problem und wir möchten, dass junge Australier eine unbeschwerte Kindheit genießen können“, sagt Albanese. Das Verbot gilt ohne Ausnahmen, auch für bestehende Konten oder bei elterlicher Zustimmung.
Vergleichbare Vorstöße gab es bereits in anderen Ländern. Südkorea versuchte 2011 mit einem „Shutdown-Gesetz“, das Kindern unter 16 Jahren das Spielen im Internet zwischen 22:30 und 06:00 Uhr verbot, einzugreifen. Die Regelung wurde jedoch aufgrund von Widerstand später aufgehoben. Frankreich hat kürzlich ein Gesetz erlassen, das Social-Media-Plattformen verpflichtet, den Zugang für Kinder unter 15 ohne elterliche genehmigung zu sperren. Allerdings zeigten Recherchen, dass viele Nutzer mit einfachen Mitteln wie VPNs dem Verbot entkommen konnten.
Die Ausgestaltung der Altersverifizierung bleibt jedoch unklar. Die Regierung hat den Tech-Unternehmen nicht vorgeschrieben, wie sie sicherstellen sollen, dass nur berechtigte Nutzer Zugang zu diesen Plattformen haben. Stattdessen wird die nationale Aufsichtsbehörde für die Umsetzung verantwortlich gemacht. Technikbasierte Lösungen sollen dabei getestet werden, da die Regierung plant, bis Mitte nächsten Jahres einen Bericht darüber vorzulegen.
Unterdessen hat TikTok angekündigt, neue Maßnahmen zu ergreifen, um die Sicherheit für minderjährige Nutzer zu erhöhen, einschließlich der Verwendung von KI-Technologie zur automatischen Erkennung von Konten von Nutzern unter 13 Jahren.
Ein wichtiger Punkt des neuen Gesetzes sind die Ausnahmen; Messaging-Dienste und Gaming-Plattformen sind davon nicht betroffen, ebenso wie Websites, die ohne Konto zugänglich sind, wie YouTube.
Sollte der Senat zustimmen, haben die Plattformen ein Jahr Zeit, um die Altersbeschränkungen durchzusetzen, andernfalls drohen Strafen von bis zu 50 Millionen australischen Dollar.
Die Kritiker des Gesetzes äußern Bedenken hinsichtlich eines möglichen Übergriffs auf die elterliche Autorität und der Gefahren für den Datenschutz. 140 Experten haben sich gegen das Verbot ausgesprochen und argumentiert, dass es sich um eine übertriebene Maßnahme handelt, die den Bedürfnissen von besonders gefährdeten Gruppen, wie etwa LGBTQ+ oder indigenen Jugendlichen, nicht gerecht wird.
Besorgte Eltern, die von Cybermobbing betroffen sind oder deren Kinder Suizid begangen haben, fordern dennoch dringend neue Regelungen. Eine Petition mit über 124.000 Unterschriften – die größte ihrer Art – wurde Premierminister Albanese übergeben, in der eine Anhebung des Alterslimits auf 16 Jahre gefordert wird.
Die Entscheidung über das Gesetz wird für diesen Donnerstag erwartet und könnte schnell weitreichende Konsequenzen für die Nutzung sozialer Medien durch Jugendliche in Australien haben. wird diese neue Regelung möglicherweise auch internationale Auswirkungen haben? Hat Australien den ersten Schritt in eine neue Ära des Internets für Jugendliche gemacht?