Welt

Biden: Historische Botschaft vor der Uno

2024-09-25

Autor: Lara

Joe Bidens vierter und wahrscheinlich letzter Auftritt vor der Uno war ein emotional aufgeladener Moment. Der 81-jährige amerikanische Präsident nutzte die bedeutende Plattform der 79. Generaldebatte in New York, um einen persönlichen Rückblick auf fünf Jahrzehnte Weltgeschichte zu präsentieren, die er maßgeblich geprägt hat. Er wies auf prägende Ereignisse hin, beginnend mit dem Vietnamkrieg, über den Kalten Krieg, den Nahostkonflikt, die Apartheid in Südafrika, die Anschläge vom 11. September bis hin zum Irakkrieg. Trotz der globalen Herausforderungen, die viele Menschen in ihrer Hoffnungslosigkeit erschüttern, betonte Biden, dass es immer Möglichkeiten für positive Veränderungen gebe: „Dinge können besser werden.“

„Ich denke jeden Tag an die Opfer“

Keinen Unterschied machte er beim heiklen Thema Afghanistan und dem chaotischen Rückzug der USA. „Ich denke jeden Tag an die Todesopfer“, sagte Biden, während er die Herausforderungen ansprach, die die Welt sowohl durch die Covid-19-Pandemie als auch durch den Klimawandel zu bewältigen hat. Er hob hervor, dass insbesondere die Pandemie gezeigt hat, wie wichtig internationale Zusammenarbeit ist, und bekräftigte seinen Glauben an multilaterale Lösungen zur Bewältigung globaler Krisen. Dies könnte auch als subtile Kritik an Donald Trump gewertet werden, der eine skeptische Haltung gegenüber der UNO einnimmt.

In seiner Rede wandte sich Biden den aktuellen Krisen in der Ukraine, im Nahen Osten und im Sudan zu. Letztere kommen oft zu kurz, obwohl sie eine gravierende humanitäre Katastrophe zur Folge haben, die mit dem dortigen Bürgerkrieg einhergeht. Kritiker wie Trump werfen Biden vor, dass seine Außenpolitik versagt habe. Dennoch sieht Biden dies als einen seiner Schwerpunkte, mit dem Ziel, nach den turbulenten Trump-Jahren wieder Stabilität und Multilateralität zu fördern. Allerdings hat er bis heute versäumt, Russland vom Angriff auf die Ukraine abzuhalten, und seine Forderungen nach einem Waffenstillstand im Gazastreifen wurden ignoriert. Die gewaltsame Situation im Nahen Osten eskaliert weiter, und ein richtiger Krieg scheint unausweichlich.

„Wir befinden uns an einem Wendepunkt“

Bei einem Auftakt mit Zitaten des irischen Dichters William Butler Yeats, dessen Worte „Die Dinge fallen auseinander, die Mitte hält nicht“ eine weit verbreitete Besorgnis über den gegenwärtigen Zustand der Welt zusammenfassen, rief Biden die internationale Gemeinschaft zu mehr Einheit und Zusammenarbeit auf. An die Ukrainer gerichtet, beschwor er ihren ungebrochenen Widerstand gegen den übermächtigen Feind: „Putins Krieg ist gescheitert!“, verkündete er inmitten von Applaus aus dem Publikum, das Vertreter aus über 100 Ländern umfasste.

Biden fordert eine Zweistaatenlösung

In Bezug auf den Nahen Osten bemühte sich Biden um eine ausgewogene Darstellung. Er verurteilte die Gräueltaten der Hamas am 7. Oktober während eines Musikfestivals in Israel und forderte die Freilassung der Geiseln. Gleichzeitig sprach er die Hunderttausende von zivilen Opfern im Gazastreifen an und appellierte an die Welt: „Beendet den Krieg!“, während er eine ausverhandelte Zweistaatenlösung in der Region einforderte, was erneut für Beifall sorgte.

Er wandte sich dann den Konflikten abseits des Rampenlichts zu: den Millionen von Menschen im Sudan, die vom Hunger bedroht sind, den Krisen in Haiti und Venezuela sowie der schwierigen Lage von LGBTQ+-Personen in Uganda. Diese Themen unterstrichen seinen Aufruf zu einer inklusiveren UNO und einer Reform des Sicherheitsrats.

In Bezug auf China stehen Fürsprecher der Republikaner Biden oft vor, nicht hart genug durchzugreifen. Er benannte klar die Spannungen um Taiwan, betonte aber ebenfalls die Notwendigkeit von Dialog und Kooperation.

Wichtiger als an der Macht zu bleiben

Nach einem ausführlichen Exkurs über die Chancen und Risiken der künstlichen Intelligenz rief Biden schließlich seine persönliche Geschichte in Erinnerung. Er sprach von der schweren Entscheidung, diesen Sommer als Präsidentschaftskandidat zurückzutreten und Kamala Harris Platz zu machen. „Es gibt Dinge, die wichtiger sind, als an der Macht zu bleiben“, sagte er und betonte, dass es die Aufgabe eines Staatsoberhauptes sei, dem Volk zu dienen.

Obwohl er unter Druck seiner Partei gehandelt hat, wurde seine Entscheidung besonders als Akt der Selbstlosigkeit dargestellt, ein Appell an andere Leaderships, das gleiche zu tun und loszulassen, um Raum für neue Führungspersönlichkeiten zu schaffen.

Für Biden, der nur noch bis Januar im Amt sein wird, stehen in den kommenden Tagen viele entscheidende Gespräche an. Er hat oft betont, wie wichtig persönliche Beziehungen in der internationalen Politik sind. Diese Gespräche könnten über den Verlauf seiner politischen Erbe entscheiden – ein Erbe, das er optimistisch gestalten will. „Es scheint unmöglich, bis es getan ist“, schloss er seine Rede.