Nation

Das Velochaos um den Bahnhof Bern: So revolutioniert die neue Velostation Welle7 die Situation

2024-09-30

Der Berner Veloboom hat eine düstere Kehrseite: Der Bereich rund um den Bahnhof Bern ist regelrecht übersät mit Fahrrädern. Überall stehen die Bikes – oft direkt vor dem Hauptbahnhof und behindern die Passanten. Die Stadt Bern wurde daher aktiv.

Innovative Lösungen für ein drängendes Problem

Um das chaotische Velo-Parken in der selbsternannten «Velohauptstadt» zu bekämpfen, wurde im August 2023 die neue Velostation Welle7 eröffnet. Mit einem Investitionsvolumen von 2.4 Millionen Franken und einer Kapazität von 600 Stellplätzen, soll sie Abhilfe schaffen. Trotz Widerstand von der SVP, die ein Referendum dagegen eingereicht hat, wurde das Projekt realisiert.

Die Zahlen sprechen für sich: Die Velostation ist bereits zur Hälfte ausgelastet und die Nutzung steigt ständig. „Wir sind sehr zufrieden mit der Entwicklung“, so Jurgen Mesman, Co-Leiter der Verkehrsplanung der Stadt Bern.

Positive Rückmeldungen von Nutzern

Ein Besuch vor Ort bestätigt die positive Resonanz: An einem typischen Herbsttag sind fast alle Plätze belegt. Eine Nutzerin hebt hervor: „Die neue Station gibt mir Sicherheit vor Diebstahl und schützt mein Velo zudem vor dem Wetter.“ Der kostenlose Parkplatz ist ein weiterer Pluspunkt, der die Nutzer anzieht.

Striktere Regeln für mehr Ordnung

Ein maßgeblicher Faktor für diesen Erfolg waren die im letzten Jahr eingeführten strengeren Parkregeln. An bestimmten Standorten dürfen Fahrräder nur noch drei Tage abgestellt werden, bevor sie entfernt werden. Dies hat dazu geführt, dass die Polizei nun deutlich weniger Fahrräder einsammeln muss – ein Zeichen, dass die neuen Regeln akzeptiert werden. Mesman betont: „Wir sind noch lange nicht am Ziel, aber die Richtung stimmt.“ Die Stadt plant langfristig, rund 10.000 Veloabstellplätze rund um den Bahnhof zu schaffen.

Weniger Platz für Fahrräder im Freien

Zusätzlich zur Velostation hat die Stadt einen Teil der oberirdischen Fahrradparkplätze auf dem Hirschengraben aufgegeben, um Platz für gemütliche Sitzecken zu schaffen. Diese Maßnahmen könnten jedoch das Velochaos weiter verstärken. Kritiker warnen, dass durch die weniger verfügbaren Außenparkplätze die Problematik des Velochaos kaum gelöst werden kann.

Ein gespaltenes Nutzerverhalten

Trotz der neuen Station bleibt ein Problem: Nicht alle Fahrradfahrer sind bereit, ihre Räder dort abzustellen. „Ich bin einfach zu bequem. Es ist für mich einfacher, das Velo draußen im Hirschengraben zu parken“, äußert ein E-Bike-Fahrer. Giona Rinaldi von Pro Velo Bern ergänzt, dass Velostationen zwar nützlich sind, jedoch nicht alle Nutzer überzeugen können. Die Stadt sollte darauf achten, keine attraktiven Außenparkplätze abzubauen, da die Nachfrage bereits sehr hoch ist.

Fazit: Ein Weg mit Hindernissen

Die Berner Verkehrsplaner werten derzeit die Ergebnisse des Pilotprojekts Welle7 aus. Die Entscheidung über die künftige Parkraumpolitik wird von der Stadtregierung getroffen. Es bleibt abzuwarten, ob diese Maßnahmen zur dauerhaften Lösung des Velochaos rund um den Bahnhof Bern beitragen können.