Wissenschaft

Der Pionier der Künstlichen Intelligenz: Geoffrey Hintons Weg zum Nobelpreis

2024-10-09

Autor: Lara

Einleitung

Geoffrey Hinton, ein Name, der heute in aller Munde ist, begann seine akademische Reise in einem Zustand der Unsicherheit. Als Student experimentierte er mit verschiedenen Fachrichtungen wie Biologie, Kunstgeschichte und Philosophie, bis er schließlich die mathematischen Grundlagen des Denkens entdeckte, die zu seiner wahren Leidenschaft wurden.

„Ich wollte verstehen: Wie um alles in der Welt kann das Gehirn lernen, etwas zu tun? Das will ich wissen. Ich bin eigentlich gescheitert, aber das Scheitern hat uns einige bemerkenswerte Ingenieursleistungen gebracht“, so Hinton im April 2024 in einem Interview. Diese Ingenieursleistungen bilden die Grundlage unserer modernen Künstlichen Intelligenz.

Auszeichnung mit dem Nobelpreis

In einer historischen Wendung wurde Geoffrey Hinton mit dem Nobelpreis für Physik ausgezeichnet, zusammen mit dem renommierten Kollegen John Hopfield. So gut wie jeder kennt heutzutage Künstliche Intelligenz, doch die meisten wissen nicht, dass viel von Hintons bahnbrechender Arbeit in einer Zeit entstand, als seine Forschung belächelt wurde.

Die frühen Jahre und der Einfluss der Familie

Geoffrey Everest Hinton erblickte 1947 in London das Licht der Welt. Sein zweiter Vorname „Everest“ leitet sich nicht von dem berühmten Berg ab, sondern der Berg wurde nach Hintons Urururgroßonkel, George Everest, einem Landvermesser, benannt. Hintons Familiengeschichte ist zudem von großen Persönlichkeiten geprägt: Sein Ururgroßvater George Boole war der Mathematiker, der die Grundlagen der binären Logik legte und somit das digitale Zeitalter einleitete.

Der Druck, in den Fußstapfen seiner berühmten Vorfahren Erfolg zu haben, war enorm. Hinton erzählte in einem Interview mit dem „New Yorker“: „Ich habe mich oft gefragt, ob ich als Architekt glücklicher wäre.“ Wissenschaft war nie sein einziges Ziel; die Sehnsucht nach Erfolg, gepaart mit innerer Unruhe, prägte seine Laufbahn.

Akademische Karriere und Umzug nach Kanada

Im Jahr 1978 promovierte Hinton in Edinburgh. Sein Doktorthema war die mathematische Modellierung des Sehens. Später zog er in die USA an die renommierte Carnegie-Mellon-Universität, wo er von der amerikanischen Arbeitsmoral und dem unermüdlichen Streben nach Fortschritt inspiriert wurde. Er stellte fest, dass viele Studenten bis spät in die Nacht arbeiteten, weil sie an einer besseren Zukunft glaubten.

Hintons revolutionäre Ideen

Künstliche Intelligenz war damals ein umstrittenes Thema. Viele Forscher vertrauen darauf, dass Computer durch festgelegte Regeln „intelligent“ werden könnten, wie IBM's Schachcomputer Deep Blue, der in den 90ern den Schachweltmeister schlug. Hinton hingegen war überzeugt, dass Computer lernen sollten, statt nur programmiert zu werden. Seine Arbeit an der Boltzmann-Maschine, einem Modell, das das Lernen simuliert, wurde nun mit dem Nobelpreis gewürdigt.

Die technologische Revolution

Diese Theorien führten zur Entwicklung moderner künstlicher neuronaler Netze, denen wir aktuell so viele Technologien verdanken – von Gesichtserkennung bis zu umfassenden KI-Programmen wie Chat-GPT. Doch in den 80er Jahren waren Computer noch nicht leistungsstark genug, um diese Konzepte erfolgreich anzuwenden.

Persönliche Tragödien und Erfolge

Wegen seiner prinzipiellen Ablehnung, Künstliche Intelligenz durch militärische Mittel zu finanzieren, und dem politischen Klima unter Ronald Reagan, verließ Hinton 1987 die USA und zog nach Toronto. Zusammen mit seiner Frau Rosalind adoptierte er zwei Kinder aus Lateinamerika und lebte ein bescheidenes Leben als Forscher, ohne große Aufmerksamkeit zu erregen.

Das Schicksal nahm jedoch eine tragische Wendung, als Rosalind an Krebs erkrankte und 1994 starb. Hinton, der in dieser Zeit immer noch als Außenseiter galt, zog talentierten Nachwuchs an, die später selbst führende Positionen in der KI-Forschung einnahmen. Namen wie Yann LeCun und Ilya Sutskever sind heute Synonyme für Fortschritt in diesem Bereich.

Der Durchbruch bei Google

Im Jahr 2012 wurde Hinton schließlich mit seinem Team für die Fortschritte in der Bilderkennung ausgezeichnet. Google erkannte das Potenzial seiner Arbeit und kaufte sein Startup auf, was Hinton finanziell absicherte.

Die Risiken der Künstlichen Intelligenz

Trotz seines Erfolgs war Hinton stets besorgt über die Gefahren der Künstlichen Intelligenz. Im November 2022 rief die Einführung von Chat-GPT eine neue Welle des Hypes aus, und Hinton übernahm die Rolle des Mahners. In einem Interview mit der „New York Times“ im Jahr 2023 kündigte er seinen Rückzug von Google an, um freier über die Risiken der KI sprechen zu können.

Fazit: Ein Blick in die Zukunft

Mit der Auszeichnung des Nobelpreises betonte Hinton nicht nur die Möglichkeiten, die KI bieten kann, sondern auch die ernsten Fragen, die sich ergeben, wenn Menschen mit Maschinen konfrontiert werden, die möglicherweise intelligenter sind als sie selbst. Was wird die Zukunft für uns bereithalten? Wir stehen an der Schwelle zu einer neuen Ära der Technologie, in der Geoffrey Hintons Visionen und Warnungen an Relevanz gewinnen könnten.