Welt

Der Schweizer, der den Frieden in Kolumbien wiederherstellen will

2024-09-30

Autor: Laura

Trotz des lang ersehnten Friedens zwischen der kolumbianischen Regierung und der ehemaligen Rebellengruppe FARC, die 2016 ihre Waffen niederlegte, bleibt die Situation in Kolumbien angespannt. Es gibt nach wie vor acht aktive Guerillagruppen im Land, darunter die EMC-FARC, mit der die Regierung derzeit in Verhandlungen steht. Die Gespräche mit der Nationalen Befreiungsarmee ELN sind aufgrund eines jüngsten Angriffs auf eine Militärbasis ins Stocken geraten.

Philipp Lustenberger, der Sondergesandte der Schweiz für den Friedensprozess in Kolumbien, hat eine zentrale Rolle in diesen Verhandlungen. Der Luzerner betont, dass die Verhandlungen herausfordernd sind: "Es gab anfänglich wenig Vertrauen zwischen den beiden Seiten. Die Präsenz von Staaten wie der Schweiz stärkt jedoch das Vertrauen in den Prozess." Zusammen mit Schweden, Spanien und Deutschland ist die Schweiz ein wichtiger Akteur, der die Friedensbemühungen unterstützt.

Obwohl die Schweiz keine formelle Teilnahme an den Verhandlungen hat und als Beobachter fungiert, ist Lustenberger überzeugt von der Bedeutung ihrer Rolle: "Schließlich sind das Verhandlungen unter Kolumbianern. Es ist ihr Land und ihr Frieden, den sie wiederherstellen müssen. Aber wir bieten eine wertvolle Unterstützung." Er räumt jedoch ein, dass der Weg zum dauerhaften Frieden nach einem mehr als 50-jährigen Konflikt weiterhin lang und ungewiss ist: "Der Weg ist noch weit und steinig. Es gibt Fortschritte, aber auch Rückschläge."

Die Nachrichten über einen Angriff der ELN und die Wiederbewaffnung einer Splittergruppe der FARC sind alarmierend und zeigen die Fragilität des Friedensprozesses. Dennoch bleibt Lustenberger optimistisch und betont, dass die Friedensverhandlungen wichtig sind: "Die Schweizer Außenpolitik hat den Auftrag, das friedliche Zusammenleben in der Welt zu fördern. Die Schweiz muss Prioritäten setzen, auch wenn Kolumbien nicht die Ukraine oder den Nahe Osten ist. Die Begleitung der Verhandlungen kostet nicht viel Geld, ist aber sehr zeitintensiv."

Interessanterweise gibt es in Kolumbien unter den Guerilleros eine gewisse Verhandlungsbereitschaft, was in vielen anderen konfliktbelasteten Regionen der Welt nicht der Fall ist. Lustenberger sieht Kolumbien als ein positives Beispiel für Friedensprozesse, die in die richtige Richtung gehen. "Umso wichtiger ist es für die Schweiz, hier aktiv zu sein. Geduld und Optimismus sind entscheidend in diesem langwierigen Prozess." Mit einer klaren Vision für den Frieden und einem unerschütterlichen Glauben an den Dialog versucht die Schweiz, in dieser turbulenten Zeit eine stabilisierende Rolle zu spielen.