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Die Schwierigkeiten der Dr. Eckstein & Partner: Ein Blick auf Usbekistan und die Schweizer Exportbanking-Kultur

2024-10-01

Die Geschichte meines Bruders Karl, Eigentümer der Dr. Eckstein & Partner, ist eine faszinierende, die zeigt, wie Herausforderungen im globalen Geschäft entstehen können. Seit 29 Jahren hat sein Unternehmen der Schweizer Exportindustrie zu beeindruckenden Umsätzen im Wert von mehreren hundert Millionen Franken verholfen.

Vor kurzem entdeckte Karl einen neuen Markt mit immensem Wachstumspotential: Usbekistan. Dieses rohstoffreiche Land hat sich seit dem Tod des kommunistischen Diktators im Jahr 2017 zu einem rechtsstaatlichen, marktwirtschaftlichen System entwickelt, das jährliche Wachstumsraten von durchschnittlich 6,5 % aufweist. Die gut ausgebildete und fleißige Bevölkerung von 35 Millionen Menschen stellt einen wertvollen Markt dar.

Allerdings unterscheidet sich die Geschäftskultur in Usbekistan erheblich von der Schweizer. Beziehungen und persönliche Netzwerke sind der Schlüssel zum Erfolg. Verträge werden nicht einfach aufgrund von Angeboten abgeschlossen, sondern hängen stark von persönlichem Vertrauen ab. Ein erfolgreicher Geschäftsmann wird regelmäßig zu gesellschaftlichen Anlässen eingeladen, und eine Absage kann ernsthafte soziale Konsequenzen nach sich ziehen.

Aufgrund dieser Dynamik hat Karl beschlossen, nach Usbekistan zu ziehen, um vor Ort ein Beziehungsnetz aufzubauen und die Geschäfte aktiv zu entwickeln. Diese Entscheidung hat er seiner Bank, der St. Gallischen Kantonalbank (SGKB), mitgeteilt, bei der er seit über 50 Jahren persönlich und mit seiner Firma seit der Gründung Konten führt.

Doch dann passierte das Unvorhergesehene: Die Bank kündigte ihm sein Privatkonto mit der Begründung, dass ein Konto nicht mehr fortgeführt werden könne, wenn der Begünstigte außerhalb der Schweiz wohne. Auch das Firmenkonto müsse geschlossen werden, weil der "Beneficial Owner" nicht mehr in der Schweiz lebe.

Dies führte zu einem Schock. Karl dachte zunächst, es handele sich um eine Entscheidung eines überambitionierten Compliance-Mitarbeiters. Doch alle Versuche, Konten bei anderen Banken zu eröffnen, scheiterten aus denselben Gründen: die Compliance-Vorschriften waren zu kostspielig und kompliziert für ein Land wie Usbekistan, dessen Markt sich noch im Aufbau befindet.

Niemand konnte Karl erklären, warum eine solche Gefahr bestehen sollte, wenn ein vertrauenswürdiger Eigentümer für einige Jahre im Ausland tätig ist. Das Ergebnis könnte für die Schweizer Exportwirtschaft katastrophal sein, da jeder Versuch, seine Firma in Usbekistan zu positionieren, durch den Verlust des Zugangs zu den Schweizer Banken behindert wird.

Interessant ist, dass Karl nun darüber nachdenkt, seine Aktien an jemanden mit Wohnsitz in der Schweiz zu verkaufen, um weiterarbeiten zu können. Dies würde jedoch nicht nur seine Pläne zur Expansion nach Usbekistan gefährden, sondern auch die Interessen der Schweizer Exportwirtschaft untergraben.

Ein befreundeter, pensionierter Banker schlug vor, Konten und Gesellschaften in Puerto Rico zu eröffnen – einem amerikanischen Territorium. Dies könnte eine Umgehung der strengen Compliance-Vorschriften darstellen, die für Usbekistan gelten.

Doch diese Überlegung wirft ernsthafte Fragen auf. Es scheint, dass die amerikanische Strategie in der globalen Wirtschaft einen ungleichen Wettbewerb schafft, bei dem nationale und internationale Unternehmen unter verschiedenen Regulierungsbedingungen agieren müssen. Während in den USA Geldwäsche und Steuerhinterziehung in eigenen Ländern toleriert werden, werden ausländische Unternehmen oft mit rigorosen Verfahren überzogen.

Die Situation ist komplex. Viele Schweizer Unternehmer stehen vor der Herausforderung, ihre Geschäfte international auszubauen und gleichzeitig den Anforderungen der Compliance gerecht zu werden. Diese bürokratischen Hürden könnten den Wettbewerb der Schweizer Exportwirtschaft ernsthaft gefährden. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Situation entwickeln wird und welche Lösungen für Unternehmer wie Karl gefunden werden können.

Die Frage ist: Können die Schweizer Banken sich an die neuen Gegebenheiten anpassen, oder wird dies zu einem kontinuierlichen Verlust von Unternehmen und Investitionen in aufstrebenden Märkten führen?