Technologie

Entwickler widerlegt Hype um 4000 Prozent schnelleren Linux-Kernel

2024-11-18

Autor: Noah

Der Job des Entwicklers Vlastimil Babka war in den letzten Wochen alles andere als leicht. Nachdem zahlreiche Berichte und Videos im Internet behaupteten, eine kürzlich durchgeführte Änderung im Linux-Kernel würde die Leistung um erstaunliche 3888,9 Prozent steigern, hat Babka nun genug vom übertriebenen Hype. In Wirklichkeit, so Babka, ergibt sich dieser gewaltige Zuwachs lediglich aus einer ungenauen Messmethode und hat in der Praxis kaum Relevanz. Zudem bemerkte er, dass der Testbericht, welcher den enormen Anstieg lobte, gleichzeitig einen Rückgang der Leistung von fast 9 Prozent in einem anderen Benchmark aufwies.

Die Situation ist jedoch komplizierter als sie zunächst erscheint. Die in Linux 6.12 implementierte Änderung kann auf bestimmten Systemen durchaus zu einem Geschwindigkeitsgewinn führen. Babka führte diese Anpassung ein, nachdem ein Nutzer darüber klagte, dass der Darktable-Benchmark seit Monaten um 15 bis 25 Prozent schlechtere Ergebnisse bei der Umwandlung von RAW in JPG erzielt.

Interessanterweise trat das Leistungsproblem vor allem bei AMD-Prozessoren auf, während Intel-Prozessoren davon nicht betroffen waren. Dies wirft Fragen über die Interoperabilität zwischen verschiedenen Hardware-Herstellern auf.

Ein zentrales Thema in dieser Diskussion ist die Änderung der Speicherseitengröße und -ausrichtung, die mit Linux 6.7 eingeführt wurde. Laut Berichten führte diese Änderung zu einer Performance-Einbuße von bis zu 95,3 Prozent im Benchmark. Während die Entwickler dies als irrelevant ansahen, stellte sich heraus, dass es in der Praxis signifikante Auswirkungen auf die Leistung hatte, insbesondere bei der Nutzung von Transparent Huge Pages (THP) auf modernen Prozessoren. Babka erklärte, dass einige CPUs zusätzliche 2 Megabyte an Speicher allozieren und somit auch verwalten müssen, was den Aufwand für einige Prozessoren aufgrund ihrer spezifischen Implementierungsdetails erheblich erhöht und zu diesen Einbußen führt.

Mit der neuesten Änderung in Linux 6.12 wird in bestimmten Fällen nun auf diese Ausrichtung verzichtet, was theoretisch zu Verbesserungen führen könnte. Die Details sind in Babkas Mitteilungen zu finden, in denen er die Performance-Verbesserungen als marginal einstuft. Aufschlussreich ist auch, dass der Benchmark, der ursprünglich eine Einbuße von über 95 Prozent verzeichnete, nun in einigen Fällen einen Zuwachs von fast 4000 Prozent anzeigt. Dies geschieht jedoch nur unter speziellen Bedingungen und in einem Szenario, in dem massive Pufferspeicher angelegt werden, die in der Praxis kaum gefüllt werden.

Ein weiteres wichtiges Detail: Die Änderungen wurden bereits im am 8. November veröffentlichten Linux 6.11.7 integriert. Dies bedeutet, dass Nutzer von Distributionen wie Arch Linux, Fedora oder openSUSE Tumbleweed diese Verbesserungen durch Updates bereits seit einigen Tagen erhalten. Allerdings dürften die Verbesserungen hauptsächlich für Anwender bemerkbar sein, die von den spezifischen Problemen betroffen sind, die durch die Speicheranpassungen eingeführt wurden.

Es ist auch möglich, dass einige Nutzer aufgrund der Änderungen Leistungseinbußen erfahren, wie das andere Benchmark-Ergebnis zeigt, das einen Verlust von 9,2 Prozent ausweist. Diese Diskrepanz ist jedoch in der Welt der Technologie nicht ungewöhnlich, wo solche Schwankungen in den Ergebnissen oft auftreten und meist theoretischer Natur sind.

Oftmals ignorieren Entwickler diese Ergebnisse, insbesondere wenn sie offensichtlich auf fehlerhafte Methoden zurückzuführen sind. Gleichzeitig sind sie oft skeptisch gegenüber auf Werbung basierenden Berichten, die schnell große Leistungsg Gewinne hypen, während relevante Änderungen unberücksichtigt bleiben. Vlastimil Babka fühlte sich in diesem Fall jedoch gezwungen, die Ergebnisse in die richtige Perspektive zu rücken, um Missverständnisse auszuräumen.