Infolge der internationalen Sanktionen sieht sich Russlands Luftfahrtindustrie gezwungen, ohne westliche Ersatzteile auszukommen. Während dies sowohl die Fluggesellschaften betrifft, die auf Teile von Airbus und Boeing angewiesen sind, als auch die russischen Hersteller, die bisher westliche Komponenten verwendeten, zeigen die Hersteller nun erhebliche Fortschritte.

Russische Ingenieure und Techniker haben mit Nachdruck daran gearbeitet, westliche Bauteile durch hiesige Alternativen zu ersetzen, insbesondere bei Maschinen wie dem Superjet 100 und der Yakovlev MS-21, die derzeit getestet wird. Der stellvertretende Rostec-Chef Vladimir Artyakov versicherte, dass „unsere Partner in befreundeten Staaten uns in dieser Angelegenheit stets unterstützen werden“, was auf eine Zusammenarbeit mit Ländern wie Belarus und China hinweist.

Ein Meilenstein: Der Tupolev Tu-214

Der staatliche Technologie- und Rüstungskonzern Rostec gab bekannt, dass die Tupolev Tu-214, ein Mittelstreckenjet, nun vollständig ohne westliche Teile produziert wird. Dieser Schritt ist für die russische Luftfahrtindustrie von zentraler Bedeutung, da die Produktion aufgrund von Sanktionen wieder hochgefahren werden soll.

Die 18 Jahre alte Tu-214 mit dem Kennzeichen 64509 absolvierte am 20. November ihren ersten Testflug in rein russischer Konfiguration und war 1 Stunde und 10 Minuten in der Luft. Die Flugdaten wurden von Radarbox, einem Diensten zur Flugverfolgung, erfasst.

Erfolgreiche Tests und Weiterentwicklung

„Während des Fluges wurden erforderliche Kontrollen an verschiedenen Komponenten und Systemen durchgeführt“, teilte Rostec mit. „Laut Angaben der Besatzung verlief alles reibungslos, und die Systeme funktionierten optimal.“ Tupolev-Chef Konstantin Timofeev erklärte zudem, dass auf Basis dieser Maschine weiterhin Flugtests, Modernisierungen und die Entwicklung eines Zwei-Personen-Cockpits erfolgen werden. Dies stellt einen bedeutenden Fortschritt dar, da bisher drei Personen im Cockpit notwendig waren.

Ersetzung westlicher Komponenten

Vor der Umrüstung war die Tu-214 bis 2015 unter dem Kennzeichen RA-64509 bei Transaero Airlines im Einsatz und wurde danach in Kazan eingelagert. Der Luftfahrtexperte ATO berichtete, dass insgesamt 15 wesentliche westliche Komponenten sowie 30 weniger wichtige Systeme ersetzt wurden. Zu den wichtigsten Ersetzungen gehören russische Kollisionserkennungssysteme, Bodenannäherungsradar und andere sicherheitsrelevante Technologien.

Abnehmer und Zukunftsausblick

Vorreiter bei den Bestellungen sind S7 Airlines mit 100 Exemplaren und Aeroflot mit 40 Exemplaren, obwohl Letztere mit Unsicherheiten konfrontiert ist. Beide Airlines haben den Wunsch nach einem Zwei-Personen-Cockpit geäußert. Ein klarer Zeitplan für die Produktionsaufnahme ist bisher nicht bekannt; dennoch wird von der russischen Regierung eine Zertifizierung und der Beginn der Serienproduktion der rein russischen Tu-214 bis 2028 erwartet.

Die Fortschritte in der russischen Luftfahrtindustrie sind sowohl eine Herausforderung als auch eine Chance zur Selbstständigkeit. Die Tupolev Tu-214 könnte als Symbol für Russlands Bestrebungen in der Luftfahrtbranche stehen. Sehen Sie sich außerdem die Bilder und Videos vom ersten Testflug der Tupolev Tu-214 an, die das Potenzial dieser neuen Ära in der russischen Luftfahrt eindrucksvoll demonstrieren.