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FC Barcelona: Ein Phönix aus der Asche? - Wie die Jugendakademie Talente aus finanziellen Ruinen hervorbringt

2024-10-01

Während die Ära von Lionel Messi, Xavi, Andres Iniesta und Carles Puyol zwischen 2008 und 2013 den internationalen Fußball prägte und durch ihr einzigartiges Kurzpassspiel glänzte, stellte der FC Barcelona in den Jahren danach eine alarmierende Wendung in seiner Klubpolitik fest. Von einer Fokussierung auf die eigene Jugend hin zu teuren Transfers - Spieler wie Neymar, Luis Suarez, Philippe Coutinho und Ousmane Dembélé wurden für hohe Summen verpflichtet, um den Kader zu stärken.

Doch jetzt erlebt die legendäre Talentschmiede 'La Masia' eine beeindruckende Wiederbelebung. An der Spitze steht der 17-jährige Lamine Yamal, der die Fußballwelt im Sturm erobert und wie ein möglicher Nachfolger von Messi aussieht. Yamal wird in den nächsten Jahren eine zentrale Rolle im Spielstil Barcelonas übernehmen.

Talente en masse

Lamine Yamal ist jedoch nur die Spitze des Eisbergs. Der 17-jährige Pau Cubarsi, ein vielversprechendes Abwehrtalent, und der 21-jährige Olympiasieger Fermin Lopez sind ebenso Teil der talentierten Spieler, die das Trikot der 'Blaugrana' tragen. Mit Gavi (20) und Pedri (21) finden sich zwei weitere Hochkaräter im Kader, deren Marktwerte bereits bei fast 100 Millionen Euro liegen. Der Verein konnte außerdem die zurückkehrenden Talente Dani Olmo (26) und Ansu Fati (21, der vorübergehend an Brighton ausgeliehen war) wieder in die Reihen integrieren.

Das Fanerlebnis für Fußballbegeisterte ist überwältigend; nahezu jede Woche gibt es neue Gesichter im Kader, die darauf drängen, sich einen Namen zu machen. Am vergangenen Samstag, bei der 2:4-Niederlage gegen Osasuna, ließ Trainer Hansi Flick mit Sergi Dominguez (19), Pau Victor und Gerard Martin (22) gleich drei junge Spieler starten. Dazu kamen die Eigengewächse Hector Fort (18) und Marc Casado (21) als Einwechsler auf den Platz. Und als Marc-André ter Stegen längere Zeit verletzt ausfällt, durfte Iñaki Peña, ebenfalls ein Produkt der Jugendakademie, das Tor hüten.

Finanzielle Schwierigkeiten als Chance

Die Gründe für den plötzlichen Anstieg an einheimischen Spielern im Kader sind vielfältig. Neben ihrer hohen fußballerischen Qualität spielen vor allem die Verletzungen von Schlüsselspielern wie Ter Stegen, Andreas Christensen und Frenkie De Jong eine Rolle, die den Bedarf an jungen Talenten erhöhen.

Der entscheidende Faktor ist jedoch der enorme finanzielle Druck, unter dem der FC Barcelona steht. Der ehemalige Präsident Josep Bartomeu hinterließ dem Klub einen Schuldenberg von geschätzten 1,35 Milliarden Euro. Trotz dieser finanziellen Misere war Barcelona in den letzten Jahren auf dem Transfermarkt aktiv.

Vermögensverkäufe und ihre Folgen

Julian Nagelsmann, früher Trainer des FC Bayern München, äußerte seine Verwunderung über den FC Barcelona: „Der einzige Klub der Welt, der kein Geld hat, aber trotzdem alle Spieler kauft, die er will.“ Die Lösung für dieses Dilemma sind die sogenannten 'Palancas' – eine Strategie, bei der Vermögenswerte des Klubs verkauft werden, um Liquiditätsengpässe zu überbrücken. Dabei fließen künftige Gewinne an die Kreditgeber.

So wurden TV-Rechte verkauft und das Namensrecht des im Umbau befindlichen Camp Nou an Spotify übergeben, was dem Klub 70 Millionen Euro jährlich bringt. Kürzlich wurde der Vertrag mit Nike bis 2028 umschrieben, während ein 200-Millionen-Angebot für das junge Talent Yamal abgelehnt wurde. Präsident Joan Laporta ist sich bewusst, dass das sportliche Abschneiden entscheidend für die Zukunft des Klubs ist.

Die Herausforderungen im Spielerwechsel

Die strengen Financial-Fairplay-Regeln der spanischen LaLiga sorgen immer wieder für kuriose Situationen. So war Neuzugang Olmo, der Europameister, erst ab der dritten Runde spielberechtigt. Ein angestrebter Transfer für Nico Williams wurde aufgrund der finanziellen Situation schnell ausgeschlossen, während große Namen wie Jude Bellingham und Kylian Mbappé nach dem letzten Transferfenster von Erzrivalen Real Madrid verpflichtet wurden.

In diesem Spannungsfeld schafft es der FC Barcelona, aus der Not eine Tugend zu machen, und setzt wieder auf das, was den Klub einst zum Erfolg führte: das eigene Nachwuchssystem, das hoffentlich die nächste Generation von Fußballstars hervorbringt.