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Renault-Chef De Meo: „Mit unseren Plätzen 16 und 17 wirken wir lächerlich“

2024-10-04

Am Montag wurde offiziell bestätigt, was bereits seit einiger Zeit als Gerücht die Runde machte: Das Alpine-Team wird ab 2026 als Kundenmannschaft in der Formel 1 auftreten. Der Mutterkonzern Renault zieht sich aus der Motorenherstellung zurück. Dies bedeutet das Ende der bereits gestarteten Entwicklung der Antriebseinheit für 2026. Die Angestellten im Werk in Viry-Chatillon, südlich von Paris, müssen sich neuen Aufgaben zuwenden, was bei vielen im Werk auf Unverständnis stößt. In der Vergangenheit gab es sogar Proteste von Mitarbeitern an der Strecke.

Für das Formel-1-Team führt dies dazu, dass 2025 die letzte Saison mit einem eigenen Renault-Motor gefahren wird. Ab 2026 wird Alpine stattdessen mit Mercedes-Motoren antreten. Dies erfolgt im Zuge einer Umstrukturierung bei Mercedes, wo für 2026 ein Platz von Aston Martin frei wird, da dieser dann Honda als Motorenlieferant hat.

Luca de Meo, CEO der Renault-Gruppe, äußerte sich in der französischen Zeitung L’Équipe zu dieser Situation: „Es ist ein sehr emotionales Thema, auch für mich. Ich bin leidenschaftlich. Es ist ein tiefes Bedauern und das Resultat monatelanger Beobachtungen.“ Er betont jedoch: „In meiner Position kann ich nicht wie ein Fan denken.“ De Meo erklärt weiter: „Ich bin Manager eines börsennotierten Unternehmens. Ich muss das Formel-1-Projekt neu überdenken, um Erfolge zu erzielen. Wir laufen Gefahr, uns unsichtbar zu machen. Wenn wir so weitermachen, ist es vorbei mit dem Projekt.“

Der Renault-Chef hat auch eine klare Meinung zur Außendarstellung seines Teams: „Die Fans, abgesehen von den ganz Begeisterten, und die Sponsoren kommen wegen des Rennteams, nicht wegen des Motors.“ Er ist überzeugt, dass sich das Publikum zunehmend für jüngere und weibliche Zielgruppen interessiert, wodurch der Fokus weniger auf den Motoren liegt.

De Meo kritisiert die aktuelle Performance seines Teams scharf: „Sponsoren werden rar. Wir haben eine Flaute. Meine Aktionäre sind nicht blind. Alpine muss profitabel sein.“ Er fügt hinzu: „Mit unseren Plätzen 16 und 17 wirken wir lächerlich. Wir sind im Nirgendwo.“ Dies ist eine harte, wenn auch realistische Einschätzung der Situation.

Das neue Motorenreglement bezeichnet de Meo als „Frankenstein“, eine furchtbare Kompromisslösung zwischen den Herstellern, und erklärt: „Die Entwicklungskosten sind exponentiell gestiegen. Es wird schwierig sein, das zu bewältigen — selbst für die Fahrer.“ Außerdem merkt er an, dass die Motorenabteilung in Viry viel kleiner ist als beispielsweise die von Mercedes.

De Meos Vision für das Motorenwerk in Viry umfasst die Überlegung, das Motorenreglement für die kommende Regulierungsperiode ab 2030 zu überdenken, außerdem sollen Projekte wie Supercar und „neue Technologien“ angegangen werden. Er versichert: „Dies geschieht ohne Verlust von Arbeitsplätzen — das ist garantiert.“

Die Entscheidung von Renault, sich aus der Formel 1 zurückzuziehen, hat weitreichende Konsequenzen nicht nur für die Marke Alpine, sondern auch für den gesamten Motorsport. Analysten warnen, dass dies das Image von Renault schädigen könnte, in einem Sport, der zunehmend von Herstellerbeteiligungen abhängt und wo Technologie und Innovation entscheidend sind. Renault muss nun schnell einen neuen Plan entwickeln, um die Marke wieder konkurrenzfähig zu machen – nicht nur in der Formel 1, sondern auch in anderen Bereichen des Automobilmarktes.