Der Fall des einst wertvollen Unternehmens 23andMe

Das renommierte US-Unternehmen 23andMe, bekannt für seine DNA-Tests für Privatpersonen, musste vor kurzem Insolvenz anmelden. Der ehemalige Star der Tech-Branche, der einst mit satten 3,5 Milliarden Dollar bewertet war, ist inzwischen nur noch 50 Millionen Dollar wert – ein dramatischer Rückgang, der das Ende eines Kapitels in der Genetikbranche markieren könnte.

Im vergangenen Jahr versuchte 23andMe, seine finanziellen Schwierigkeiten mit drastischen Sparmaßnahmen zu bekämpfen, doch diese Anstrengungen waren offenbar vergeblich. Ein schwerwiegendes Datenleck, das im September des Vorjahres aufgedeckt wurde, hat das Vertrauen in das Unternehmen erheblich erschüttert. Infolge dieses Vorfalls entschied sich die Firma, 30 Millionen Dollar an fast sieben Millionen Kunden zu zahlen, die von dem Sicherheitsvorfall betroffen waren.

Ein weiterer Skandal brach aus, als bekannt wurde, dass Kunden mit chinesischer oder aschkenasisch-jüdischer Abstammung nicht rechtzeitig über den Datenmissbrauch informiert wurden. Diese Konflikte haben das Vertrauen in die Unternehmensführung nachhaltig zerstört.

Anne Wojcicki, die Mitgründerin und ehemalige CEO, trat von ihrem Posten zurück, nachdem sie mehrfach versucht hatte, die Firma zu übernehmen. Ihr letztes Angebot, das bei etwa einem Fünftel des aktuellen Marktwerts lag, wurde vom Vorstand abgelehnt. Dennoch bleibt sie daran interessiert, das Unternehmen weiterhin zu kaufen, während das Insolvenzverfahren potenziell zu einem Verkauf führen könnte.

Die Umstrukturierungsmaßnahmen des Unternehmens führten bereits zur Kündigung von rund 200 Mitarbeitern, was etwa 40 Prozent der Belegschaft ausmacht. Zudem stellt 23andMe Teile seiner Produktlinie als Sparmaßnahme ein.

Gegründet wurde 23andMe im Jahr 2006 und das Unternehmen erlangte schnell Berühmtheit, als es 2008 von „Time“ zur „Erfindung des Jahres“ gekürt wurde. Die DNA-Tests ermöglichten es Kunden, potenzielle Gesundheitsrisiken besser zu verstehen. Doch die glorreichen Tage scheinen nun vorbei. Analysten spekulieren, dass die Schwierigkeiten von 23andMe auch die gesamte Branche der Online-DNA-Tests beeinflussen und zu einer wachsenden Skepsis gegenüber solchen Dienstleistungen führen könnten.

Zusätzlich zu den finanziellen Schwierigkeiten wird die Frage aufgeworfen, ob solche Gentests überhaupt die versprochenen Vorteile bieten oder ob sie einfach ein kurzfristiger Trend waren. Experten warnen vor den datenschutzrechtlichen Implikationen und der Ethik, die mit der massenhaften Sammlung genetischer Daten verbunden sind. Wenn 23andMe tatsächlich einen Käufer findet, könnte dies einen bedeutenden Wendepunkt im Bereich personalisierter Medizin darstellen und zu neuen Regulierungen führen.