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Gesunde Zootiere töten, um Raubtiere zu füttern – Ein umstrittener Vorschlag

2025-01-08

Autor: Noah

Darum geht's

Zoos stehen zunehmend vor der Herausforderung, überschüssige Tiere aus ihren Beständen zu managen. Dies ist kein neues Problem, doch die Lösungen sind oft umstritten. Forschende der Universität Zürich empfehlen, gezielte Tötungen zum Zweck der Populationskontrolle in Betracht zu ziehen. Was genau bedeutet das? Die Idee dahinter könnte den Fleischbedarf der Zoos reduzieren und wäre möglicherweise umweltfreundlicher – aber der Preis dafür ist ein moralischer Dilemma.

In der Schweiz gibt es eine gewisse Akzeptanz für diese Vorgehensweise, während Tierschutzorganisationen diese Methode vehement als unethisch kritisieren. Ein trauriger Vorfall, der international für Aufregung sorgte, war die Tötung der zweijährigen Giraffe Marius im Kopenhagener Zoo im Jahr 2014, die dann an Löwen verfüttert wurde. Viele Poklatschte online und forderten ein Umdenken, doch wie sieht die Realität heute aus?

"Für viele ist es nicht vorstellbar, dass gesunde Tiere getötet werden. Doch was sollen Zoos mit den überschüssigen Tieren tun? Die Antwort darauf ist laut einigen Forschern: Tötungen könnten als notwendige Maßnahme angesehen werden, um das Gleichgewicht in den Beständen zu wahren und gleichzeitig die Zuchtbedingungen für die verbleibenden Tiere zu verbessern. Marcus Claus, einer der Hauptautoren der Studie, legt dar, dass ohne planmäßige Populationskontrolle das Wohl der einzelnen Tiere gelitten könne.

Artenschutz und Populationmanagement

Die Studie, veröffentlicht in der Fachzeitschrift 'Proceedings of the National Academy of Sciences', hebt hervor, dass der Schutz von Arten im Zoo nur durch ein effektives Management der Bestände möglich ist. Statt die Fortpflanzung durch umfassende Verhütungspraktiken zu unterdrücken, müsse es erlaubt sein, dass Tiere sich in gesunden Verhältnissen fortpflanzen können. Dies ist nicht nur wichtig für die Artenvielfalt, sondern auch für die Erhaltung der Zootierpopulationen. Ein Zoo, der über zahlreiche ältere Tiere verfügt, wird irgendwann mit dem Problem der Inzucht konfrontiert werden – ein sicheres Zeichen für die wäreartliche Krise.

Die Experten plädieren für eine gezielte und fachgerechte Tötung überschüssiger Tiere. Dies könnte als verantwortungsvolle Maßnahme in der Population – und nicht als grausame oder kapriziöse Handlung interpretiert werden. Außerdem könnte dies den Bildungsauftrag der Zoos unterstützen und ein Bewusstsein für Nahrungskreisläufe schaffen.

Tierschutzaktivisten protestieren

Obwohl das Konzept aus der Sicht der Wissenschaftler Sinn zu machen scheint, gibt es wachsende Gegenwehr durch Tierschutzorganisationen. Animal Rebellion und PETA haben lautstark gegen die Tötung von Tieren im Zoo protestiert und argumentieren, dass Tiere das Recht auf Leben und Freiheit haben. Statt Tiere zu töten, fordern sie, die natürlichen Lebensräume zu schützen und zur Verfügung zu stellen.

Die Verwendung eigener Tiere als Futter könnte außerdem bis zu 30 Prozent des Fleischbedarfs von Zoos in Deutschland abdecken und somit den Druck auf die kommerzielle Viehzucht verringern. Tieraktivisten sehen dies jedoch skeptisch und betrachten die Argumentation der Zoos kritisch. Sie fordern ein Umdenken – weg von der Tötung und hin zu nachhaltigen Lösungen und einem erweiterten Blick für Tierwohl.

Schweizer Bevölkerung zeigt Verständnis

In der Schweiz, wo die Diskussion über Tierschutz intensiv ist, zeigen viele Menschen ein gewisses Verständnis für das Thema. Severin Dressen, Direktor des Zoos Zürich, hebt hervor, dass die Schweizer Bevölkerung tendenziell die Verbindung zur Natur und ein Verständnis für solche Entscheidungen bewahrt hat. Er ist der Ansicht, dass eine Möglichkeit, das Wohl der Tiere zu sichern, darin bestehen könnte, eigenes Fleisch vorzuziehen, da es unter besseren Bedingungen produziert werden könnte. Dies wirft jedoch weitere ethische Fragen auf: Ist es wirklich vertretbar, gesunde Tiere zu töten, um andere zu füttern?

Der Dialog über die optimale Lösung für überschüssige Zootiere ist noch lange nicht beendet. Wie erwartet, bleibt das Thema polarisiert und es wird spannend sein zu beobachten, wie Zootierschutz und nachhaltiges Management in den kommenden Jahren ineinandergreifen werden.