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Getötetes medizinisches Personal und ein Massengrab in Gaza: Ein unerhört tragisches Kapitel

2025-04-03

Autor: Nina

Am 23. März wurden in Rafah, im Süden des Gazastreifens, fünfzehn palästinensische Sanitäter getötet, darunter acht Angehörige des Palästinensischen Roten Halbmondes, der zur Internationalen Rotkreuz- und Rothalbmond-Bewegung gehört. Erst nach einer Woche wurden ihre Leichname in einem Massengrab entdeckt. Susanne Brunner, Auslandredaktorin bei SRF und erfahrene Nahost-Reporterin, beschreibt die tragischen Hintergründe.

Laut Angaben der israelischen Armee (IDF) erfolgten Luftangriffe auf Rafah in der Nacht zum 23. März, etwa um 3 Uhr lokal, angeblich gegen eine Kommandozentrale der palästinensischen Terrororganisation Hamas. Dabei kam eine Ambulanz des Roten Halbmondes zum Einsatz, um verletzte Zivilisten und die Toten zu bergen, doch diese war unter Beschuss der IDF.

Die IDF rechtfertigte die Angriffe damit, dass die Ambulanz "auf verdächtige Weise" ohne Licht oder Notfallsignale auf sich zukam. Rettungsfahrzeuge wurden daraufhin attackiert, was eine wiederkehrende Tragödie in Konfliktsituationen darstellt. Der einzige Überlebende der Angriffe, der vorübergehend von den Israelis festgenommen und später freigelassen wurde, bestätigte, dass die Fahrzeuge klar gekennzeichnet waren – ein entscheidender Punkt, der die Richtigkeit der Argumentation Israels in Frage stellt.

Israel wirft der Hamas indes vor, zivile Rettungsdienste zu missbrauchen. Im aktuellen Fall jedoch konnte Israel keine Beweise dafür vorlegen. Während die IDF einen Kämpfer der Hamas namens Mohammed Amin Shobaki identifizierte, wiesen keine der getöteten Personen diesen Namen auf.

Erst nach einer Woche erhielten die Rettungsorganisationen Zugang zu der Stelle, wo die Leichname begraben waren - ein verheerendes Beispiel für die Dringlichkeit, die oft in Kriegszeiten ignoriert wird. Nach dem Auffinden der Leichname in einem Massengrab, das mit Sand bedeckt war und zusammen mit ihren zerstörten Fahrzeugen, wurde eine Untersuchung eingeleitet.

Ein Forensiker des Nasser Hospitals in Chan Yunis hat fünf Leichname untersucht. Besorgniserregende Anzeichen von mehrfachen Schusswunden am Kopf und im Herzbereich deuten auf eine gezielte Exekution hin; jedoch konnte der Forensiker aufgrund der fortgeschrittenen Verwesung keine Aussagen von Augenzeugen bestätigen, die berichteten, die Opfer seien gefesselt gewesen.

Menschenrechtsorganisationen haben diesen Vorfall als mögliches Kriegsverbrechen eingestuft. Ein lückenloser Aufklärungsprozess wird gefordert, doch bisherige Vorfälle dieser Art lassen Zweifel aufkommen, ob die Verantwortlichen jemals zur Rechenschaft gezogen werden. Laut der Organisation Médecins Sans Frontières (Ärzte ohne Grenzen) wurden seit Beginn des Krieges im Oktober 2023 bereits über 1000 Sanitäter und Mediziner im Gazastreifen getötet.

Diese tragischen Ereignisse werfen ein grelles Licht auf die humanitäre Krise in Gaza und die immense Gefährdung von medizinischem Personal im Einsatz für das Überleben von Zivilisten.