Hungersnot im Sudan: Die letzte volle Mahlzeit? Sie liegt schon sieben Monate zurück
2024-11-28
Autor: Leonardo
Ein endloses, lebloses Grasland erstreckt sich vor den Augen der Überlebenden und versperrt den Blick auf eine bessere Zukunft. Der Himmel ist wolkenlos und eine bedrückende Stille liegt über der Region. Hier, wo vor Kriegen noch Leben blühte, warten erschöpfte Menschen auf Hilfe, die jedoch nur selten kommt.
Ein Junge, kaum älter als sechs oder sieben, steht verloren im Staub. Sein nackter Bauch zeugt von Hunger, während er in den Händen eine Heuschrecke hält – nicht als Spielzeug, sondern als letzte Nahrungsquelle. Was das Tier auch bringen mag, es ist bei weitem nicht genug, um sein junges Leben zu retten.
In der Nähe hockt Hakima Hussein, eine junge Mutter, vor ihrem provisorischen Unterschlupf aus Ästen und Stroh. Geflohen vor den Kämpfen in Habila, ist sie nun in Tonguli und doch gefangen in einem Albtraum des Hungers. Ihre Kinder klammern sich an sie, nach Nahrung flehend, und sie kann ihnen nichts außer den Erinnerungen an bessere Tage bieten.
Der Sudan steht vor einer Hungersnot, die viele als die schlimmste seit der großen Hungersnot in Äthiopien 1985 betrachten. Vor 19 Monaten brach der Konflikt zwischen rivalisierenden Militärführern aus. Dies hat nicht nur das Land zerstört, sondern auch die Nahrungsmittelversorgung zusammenbrechen lassen. Laut den Vereinten Nationen haben 25 Millionen Menschen im Sudan nicht genug zu essen, und 755.000 leben in akuter Lebensgefahr.
Tonguli ist zu einem Symbol der Verzweiflung geworden; hier leben mittlerweile über 4.000 vertriebene Familien. Die meisten von ihnen sind Frauen und Kinder, die dem gnadenlosen Griff der Militärs entkommen sind. Das Leben in den meisten Flüchtlingslagern ist rau und alles andere als sicher. Die Geschichten über Übergriffe und Gewalt sind zahlreich und erschütternd.
Die Behörden scheinen die Situation weitgehend ignorieren. Ein Waffenembargo ist bislang ausschließlich für den westlichen Darfur verhängt worden, das Ausmaß der humanitären Krise hat jedoch wenig internationale Aufmerksamkeit erfahren.
Im Clinique von Lwere, weit weg von dieser Hilflosigkeit, kämpft Suria Osman, eine engagierte Pflegerin, um die Leben von hilflosen, hungernden Kindern zu retten. Ihre Klinik hat nur zwei Operationssäle für über drei Millionen Menschen, während sie täglich mit den schrecklichsten Geschichten über das Leiden der Kinder konfrontiert wird.
F-75, eine therapeutische Milch, ist das Lebenselixier, das sie benötigen, um die Kleinen von der Schwelle des Todes zurückzuholen. Woche für Woche strömen Mütter in die Klinik, in der Hoffnung auf eine Wende im Schicksal ihrer Kinder. Doch auch für Suria ist es nicht einfach. Wenn sie nach ihrer Schicht nach Hause geht, stehen die Sorgen über ihre eigene Familie und die schrecklichen Erfahrungen der Hilflosen stets im Vordergrund.
Die Unsicherheiten im Sudan nehmen immer mehr zu, der Druck auf die Generäle wächst jedoch nicht entsprechend. Flucht, Hunger und das Fehlen grundlegender medizinischer Versorgung sind die Schattenseiten eines Krieges, der von den internationalen Medien kaum beachtet wird, während der Alltag der Betroffenen zur Hölle wird.
Wie lange kann Hakima Hussein noch durchhalten? Wie lange werden die Rettungsaktionen für Kinder wie Azima und die unzähligen anderen im Sudan noch andauern? Angesichts der fortwährenden Gewalteskalation ist eine schnelle Lösung nicht in Sicht. Trotz des unermüdlichen Engagements von Menschen wie Suria Osman bleibt die Situation katastrophal und das Überleben ist oft reines Glücksspiel.