
Insolvenz der Sarner Druckerei Abächerli – Das IT-Debakel, das alles ruinierte
2025-03-25
Autor: Nina
Die Gerüchte in der Region Sarnen haben sich bewahrheitet: Die Abächerli Media AG, ein renommiertes Druckunternehmen, ist insolvent. Dies hat dramatische Folgen für die lokale Wirtschaft, da 30 Arbeitsplätze verloren gehen. Doch der Grund für das plötzliche Aus des traditionellen Unternehmens ist kaum zu fassen. Laut einer offiziellen Stellungnahme von Verwaltungsrat und Geschäftsleitung wurde der Untergang durch ein katastrophales IT-Fiasko ausgelöst. Der externe IT-Dienstleister soll im Juni 2022 versehentlich sämtliche Daten und Anwendungen der Firma gelöscht haben, einschließlich der Backups.
Die Wiederherstellung der verloren gegangenen Daten scheiterte, was die Firma über einen Zeitraum von acht bis zehn Wochen ohne funktionierende Geschäftssoftware zurückließ. "Das komplette IT-System musste von Grund auf neu aufgebaut werden. Dies führte zu erheblichen Umsatzausfällen und hat die Liquidität massiv beeinträchtigt", so die Erklärung auf der Webseite von Abächerli. Der insgesamt entstandene Schaden wird auf über 760.000 Franken geschätzt, aber die Versicherung des IT-Dienstleisters übernahm nur einen Bruchteil der Kosten. "Wir müssen leider feststellen, dass sich unsere Firma von diesem Fiasko nie mehr erholt hat", heißt es in der Mitteilung.
Der IT-Dienstleister selbst wird nicht namentlich erwähnt, doch es ist erwähnenswert, dass der Geschäftsführer erst durch Anfragen der Medien von den Vorwürfen gegen sein Unternehmen erfahren hat. Zunächst war er gesprächsbereit, zog sich jedoch später und ließ verlauten, dass er keinen Kommentar abgeben wolle.
Die Hausbank zog den Stecker
Neben dem IT-Debakel war Abächerli bereits in einem schwierigen Geschäftsumfeld aktiv. Der Druckmarkt hat in den letzten Jahren weiterhin an Bedeutung verloren. In der Stellungnahme wird von einer gewissen Marktanpassung bis Mitte 2024 gesprochen, doch danach gingen die Umsätze drastisch zurück. Trotz eingeleiteter Maßnahmen war die Liquiditätssituation in letzter Zeit so kritisch, dass die Hausbank sämtliche Verträge zum 7. März 2025 kündigte, was zur sofortigen Zahlungsunfähigkeit führte. Der Verwaltungsrat sah sich gezwungen, die Bilanz einzureichen und Konkurs anzumelden.
Bis vor Kurzem präsentierte Abächerli stolz eine lange Liste von Kunden, darunter lokale kleine und mittelständische Unternehmen sowie große Konzerne wie Glencore und Novartis. Das Unternehmen war auch für besondere Druckprojekte bekannt, darunter die Chronik der Schweizerischen Vogelwarte und die goldene Autogrammkarte für Ski-Star Marco Odermatt. Der Druckpartner des Innerschweizer Fussballmagazins hat nun jedoch seine Kundenliste von der Webseite entfernt.
Die Firmengruppe umfasst ebenfalls die Print Center Hergiswil AG und die Schlüssel Medien AG in Schenkon. Ob diese Firmen ebenfalls von der Insolvenz betroffen sind, bleibt ungewiss. Beide Firmen verwiesen auf Markus Bieri, den Präsidenten des Verwaltungsrats von Abächerli, der jedoch auf zahlreiche Anfragen nicht reagiert hat.
Die Insolvenz der Abächerli Media AG wirft viele Fragen auf – nicht nur über das Schicksal der Mitarbeiter, sondern auch über die Zukunft der Druckbranche in der Region.