Nation

Jahrestag 7. Oktober: Jüdische Bevölkerung traut sich kaum auf die Straße

2024-10-07

Autor: Noah

Ein Jahr nach dem verheerenden Überfall der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2022 ist die Situation für die jüdische Bevölkerung in der Schweiz angespannt. Während in den letzten 12 Monaten die pro-palästinensischen Aktionen deutlich dominierten, blieben die Solidaritätsbekundungen mit Israel häufig aus. Der Präsident von "Never Again Is Now Switzerland", Dan Deutsch, zeigt sich besorgt über die zunehmende Hetze gegenüber Israel und die Gewaltaufrufe auf den Demos.

In Basel demonstrierten am vergangenen Samstag ungefähr 3000 Menschen für „Frieden in Palästina“. Über 100 Organisationen riefen zu dieser Veranstaltung auf, darunter viele mit kommunistischem oder marxistischem Hintergrund. Berichten zufolge wurden israelfeindliche Parolen skandalös verbreitet, darunter auch die schockierenden Slogans „Israel Is a Racist State“ und „From the River to the Sea“. Anwesende teilten mit, dass sogar der Davidstern durch ein Hakenkreuz auf einer Flagge ersetzt wurde.

Das Gefühl des Unbehagens hat dazu geführt, dass viele Mitglieder der jüdischen Gemeinschaft sich nicht mehr sicher fühlen, wenn es um öffentliche Auftritte geht. Pedro Bilar, ein Unternehmer aus Innerschweiz und aktives Mitglied der jüdischen Gemeinde Chabad, äußerte seine Frustration über die mangelnde Unterstützung der Behörden, nachdem ein Gesuch für eine Gedenkveranstaltung im vergangenen Jahr abgelehnt wurde. Stattdessen planten er und Andere eine heimliche Aktion zum Jahrestag in Luzern, indem sie Bilder von Opfern des Hamas-Massakers aufhängen wollten.

Die Zahlen sprechen für sich: In Bern fanden seit Oktober 2022 über 80 öffentliche Pro-Palästina-Veranstaltungen statt, während nur sieben für Israel organisiert wurden. Dies führte zu einem Gefühl der Isolation für die pro-israelische Gemeinschaft, wie die Kommunikationsexpertin und ehemalige Grossrätin Lea Kusano erklärt. Dies betrifft auch jüngere Generationen, die aus Angst vor Diskriminierung und Anfeindungen auf scheinbar harmlose Symbole wie den Davidstern verzichten. Es häufen sich antisemitische Vorfälle an Schulen in Bern, die die Schüler zutiefst verunsichern – darunter ständige Belästigungen und abfällige Bemerkungen.

Lea Kusano verließ 2020 die SP, weil sie sich durch deren einseitige Stellungnahmen zu Israel nicht mehr vertreten fühlte. Ihre Entscheidung wurde von vielen ihrer Freunde und Bekannten in der Community geteilt. Nadine Jositsch, eine weitere prominente Figur, schloss sich dem Protest an, nachdem sie die Parteinahme der SP für die palästinensische Seite ohne gleichwertige Beachtung für israelische Opfer wahrnahm. Sie kritisiert die Behörden für ihren Mangel an Courage und dafür, dass ihre Reaktionen auf Anti-Israel-Aktionen oft als unzureichend empfunden werden.

Die Bilanz aus Zürich zeigt 23 Veranstaltungen für Israel und 13 für die palästinensische Bevölkerung. Allerdings waren viele für Israel stille Aktionen, die nicht die gleiche Aufmerksamkeit erhielten. Dan Deutsch bleibt besorgt, da die Straßendemos zwar die erlaubte Meinungsfreiheit nutzen, aber gleichzeitig die Grenzen zur Hetze überschreiten und die Sicherheit für die israelische Gemeinschaft in der Schweiz gefährden. Besonders alarmierend ist, dass die Stadt Zürich eine pro-palästinensische Demonstration gerade am Holocaust-Gedenktag im Jahr 2024 genehmigt hat.

Trotz der schwierigen Lage gibt es jedoch auch im Dialog mit den Behörden Fortschritte. Nach dem Messerangriff im Frühjahr 2024 beschrieb Deutsch seine Erfahrungen als zunehmend positiv. Dennoch bedauert er, dass es erst so drastische Vorfälle benötigte, um Veränderungen zu bewirken. Dies verdeutlicht das konkrete Bedürfnis nach mehr Sicherheitsmaßnahmen und einem deutlich solidarischeren Handeln der Gesellschaft gegenüber der jüdischen Bevölkerung, um künftige Eskalationen und Gewalt zu verhindern.