Jährlich verschwinden auf Kreuzfahrtschiffen viele Menschen – seien es Unfälle, Suizide oder potenzielle Verbrechen. Die Aufklärung dieser Vorfälle stellt die Ermittlungsbehörden vor eine gewaltige Herausforderung.

Eine alarmierende Zahl von Menschen geht auf Kreuzfahrten jährlich verloren. Oft bleiben die Hintergründe unbekannt und die Umstände sind mysteriös: Unfälle, Suizide oder sogar Mord könnten hinter diesen geheimnisvollen Verschwindensfällen stecken. Auf hoher See ist es bemerkenswert schwierig, Leichname zu finden und zu identifizieren.

Der Münchner Strafverteidiger Alexander Stevens bezeichnet Kreuzfahrten als „ein Paradies für Mörder“, da die Möglichkeiten, eine Leiche unentdeckt zu beseitigen, kaum größer sein könnten. Im Gespräch mit „Bild.de“ erläutert Stevens, dass große Schiffe einen weiten Wendekreis haben, was die Suche nach Vermissten erheblich erschwert. Oft werden die Körper von Schiffsschrauben zerlegt oder von Meereslebewesen gefressen. Eine Studie zeigt, dass auf amerikanischen Kreuzfahrtschiffen jährlich über 12 Verdachtsfälle von Todesfällen registriert werden.

In Anbetracht der unklaren Zuständigkeiten, da viele Schiffe unter ausländischer Flagge fahren, haben Familienangehörige vermisster Personen einen Verein ins Leben gerufen. Ihr Ziel ist es, die Rechte der betroffenen Familien zu stärken und die Standards der Ermittlungen zu verbessern.

Die Liste der Verschwundenen ist lang: Ein schockierender Vorfall ereignete sich Anfang März, als die Verlobte des US-Rockstars Taime Downe während einer Kreuzfahrt von Miami nach Haiti nach einem Streit mit ihrem Partner vom Balkon ihrer Kabine stürzte. Ihre Mutter glaubt fest daran, dass ihre Tochter kein Suizid begangen hat.

Ein weiterer tragischer Vorfall ereignete sich im Sommer 2005, als George Smith während seiner Hochzeitsreise über Bord fiel, nachdem es in der Schiffs-Diskothek zu einer Eifersuchts-Szene gekommen war. Experten weisen darauf hin, dass Alkohol und das enge Zusammenleben auf einem Schiff zu emotionalen Krisen führen können.

Das Verschwinden der Crew-Mitglieds Rebecca Coriam im Jahr 2011 vor der Küste Mexikos bleibt bis heute ungeklärt. Ihre Eltern reichten Klage gegen Disney Cruise Lines ein, überzeugt davon, dass ihre Tochter nach einem sexuellen Übergriff über Bord geworfen wurde. Dennoch fand die Polizei keine Beweise für ein Verbrechen.

Ein weiterer bekannter Fall ist der des DSDS-Stars Daniel Küblböck, der 2018 während einer Kreuzfahrt von Hamburg nach New York als vermisst galt und 2021 offiziell für tot erklärt wurde.

Die Problematik des Verschwindens auf Kreuzfahrten wirft Fragen über die Sicherheit und die rechtlichen Rahmenbedingungen auf. Es scheint, dass die maritime Gesetzgebung in diesen Fällen oft nicht ausreicht, um die Rechte der Betroffenen zu schützen und die Wahrheit ans Licht zu bringen.