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Kunstmuseum Winterthur: Präsidententraum oder Zensur? Nacktbild von Brooke Shields entfernt!

2024-10-06

Im Kunstmuseum Winterthur steht die Kunstfreiheit erneut auf dem Prüfstand: Ein umstrittenes Nacktbild der jungen Brooke Shields wurde kurzfristig abgehängt, und zwar noch vor der Vernissage der Ausstellung, zu der das Werk gehörte. Doch was steckt hinter dieser Entscheidung? Ist das Bild wirklich anstößig, oder zeugt dies von einer übertriebenen Sensibilität in einer zunehmend politisch korrekten Gesellschaft?

Das nun entfernte Kunstwerk stammt vom amerikanischen Künstler Richard Prince, der 1975 ein bereits öffentliches Foto der Schauspielerin Brooke Shields in einer Badewanne reproduzierte. Die Aufnahme wurde ursprünglich von Garry Gross gemacht und zeigt die damals zehnjährige Brooke in einer Pose, die an Pin-up-Fotos erinnert. Die Zustimmung ihrer Mutter, Teri Shields, wurde für die Aufnahme eingeholt, was die rechtliche Lage komplizierter macht. Im Jahr 2005 posierte Brooke Shields gar selbst für Richard Prince – ein deutlich ironischer Wink auf die Diskussion um Sexualisierung und Objektivierung.

Weshalb also löste das Bild in Winterthur solche Kontroversen aus? Bei der Pressekonferenz entschieden die Kuratoren aufgrund von Protesten des weiblichen Personals, das Werk abzuhängt, nachdem rechtliche Bedenken geäußert wurden. Ein Anwalt warnte vor möglichen Klagen und der Museumsleitung schien der Schutz des guten Rufes wichtiger als die künstlerische Freiheit.

Die Diskussion rund um das Werk wirft allerdings auch Fragen über die Rolle von Kunstmuseen in der heutigen Gesellschaft auf. Müssen Museen für ihre Besucher alles vorfiltern, um mögliche Meinungsverschiedenheiten zu vermeiden? Schadet dies nicht der Intention von Kunst, also zum Nachdenken und zur Diskussion anzuregen? Immerhin sind Museen traditionsgemäß Orte der Vielfalt und der offenbaren Auseinandersetzung mit heiklen Themen.

Ein passender Vergleich ist die Debatte um Balthus' Gemälde "Träumende Therese", das 2017 Gegenstand einer Online-Petition wurde. Die damaligen Proteste verdeutlichten, wie Kunst als politisches Werkzeug gebraucht werden kann, um gesellschaftliche Normen zu hinterfragen oder zu verteidigen.

Kunst ist oft eine Reflektion über Grenzüberschreitungen und gesellschaftliche Tabus, und Richard Prince hat dies mit seinem Werk auf provokante Weise getan. Das Kunstmuseum Winterthur verpasste eine Chance, diesen Dialog zu führen – stattdessen entschied man sich für die alltägliche und unkonfrontative Lösung eines Abhängens. Was möchte das Museum mit dieser Entscheidung wirklich erreichen? Und welches Signal wird an die Künstler und Besucher gesendet?

Klar ist: Die Kunstfreiheit ist ein schützenswertes Gut, und in einer Welt, in der Bilder oft mehr sagen als Worte, sollten Museen Orte sein, an denen auch unbequeme Fragen thematisiert werden können. Kunst lebt vom Dialog, und der sollte ohne Angst vor Zensur geführt werden können.