
Leere Büros füllen die Schweizer Städte: Eine Herausforderung für die Zukunft
2025-03-31
Autor: Emma
Stellen Sie sich ein Quadrat mit Seitenlängen von einem Kilometer vor: So viel Fläche könnte man erhalten, würde man die leeren Büroflächen bis Ende 2024 in den fünf größten Büromärkten der Schweiz – Zürich, Genf, Bern, Basel und Lausanne – zusammenlegen. Laut einer aktuellen Studie des Immobilienberaters Jones Lang LaSalle (JLL) wird der Leerstand in diesen Städten voraussichtlich zunehmen. Daniel Stocker von JLL erklärt, dass das Angebot an Büroflächen in den letzten Jahren nahezu konstant angestiegen ist, während die Leerstände auf dem Wohnungsmarkt im Gegensatz dazu relativ gering sind. Im internationalen Vergleich bleibt die Schweiz dennoch auf einem niedrigen Niveau hinsichtlich leerstehender Büroflächen.
Die Prognosen deuten darauf hin, dass die Leerbestände in den kommenden Jahren weiter zunehmen werden. „In den nächsten Jahren werden die Volumen jährlich wieder steigen", sagt Stocker. Auch Robert Weinert von Wüest Partner bestätigt diese Vorhersage, insbesondere für Genf und Bern, wo markant mehr Büroflächen entstehen sollen. Im Gegensatz dazu wird in Zürich und Basel bis 2027 vermutlich weniger neu gebaut als in den vergangenen Jahren. Dennoch könnte in Zürich der Leerstand ansteigen, da bestehende Flächen auf den Markt kommen.
Stehen mehr leere Büroflächen gleichbedeutend für mehr Probleme in den Städten? Nicht unbedingt. Laut Stocker sind die Leerstände in den Stadtzentren mit Ausnahme von Basel sehr niedrig, und Büros an erstklassigen Lagen sind nach wie vor gefragt. Neue Büroflächen werden tendenziell eher am Stadtrand oder in Agglomerationen errichtet. Solange diese gut erschlossen, nachhaltig und auch für neue Arbeitsformen geeignet sind, bleiben sie begehrt. Allerdings verlagern sich die Leerstände; nicht die neuen Büros geraten in Leerstand, sondern vermehrt ältere, peripher gelegene Gebäude, die eine Investition erfordern und oft Schwierigkeiten bei der Umnutzung mit sich bringen. Größere Leerstände konzentrieren sich lokal in Agglomerationen oder am Stadtrand, wobei die Flughafenregion Zürich als ideales Beispiel genannt wird.
Ein weiteres brennendes Thema: Verschärfen diese zusätzlichen Büroflächen die Wohnungsknappheit in den Städten? Hansmartin Amrein, der Leiter des Wirtschaftsamtes der Stadt Bern, bemerkt, dass eine Stadt, die für Arbeitskräfte attraktiv ist, ebenfalls als Wohnort sehr gefragt ist. „Die guten Arbeitsplätze sind vielleicht sogar eine kleine Quelle der Wohnungsnot", fügt er hinzu. Dennoch betont Stocker, dass man Wohnungsknappheit und Leerstand bei Büroflächen nicht gegeneinander aufspielen dürfe. Der Umbau leerer Büros zu Wohnungen löst nicht zwangsläufig die Knappheit, da dies oft aus zonen- und baurechtlichen Gründen schwierig ist. Zudem muss die Umnutzung für Investoren rentabel sein, was weitere Herausforderungen mit sich bringt.
Zusammengefasst steht die Schweiz vor einer komplexen Situation, in der die strategische Planung von Wohn- und Büroflächen wichtiger denn je ist. In einer Zeit, in der die flexible Arbeitswelt an Bedeutung gewinnt, könnte die richtige Balance zwischen Wohnraum und Büroflächen entscheidend für die zukünftige Lebensqualität in den Städten sein.