Nation

Männerdomäne Klausjagen: Der Ruf nach Gleichberechtigung wird lauter

2024-12-05

Autor: Noah

Das traditionelle Klausjagen in Küssnacht im Kanton Schwyz erfreut sich nicht nur im heimischen Umfeld großer Beliebtheit, sondern zieht auch Zuschauer aus der ganzen Schweiz an. Jedes Jahr am 5. Dezember um 20:15 Uhr, wenn die Lichter erlöschen, ziehen Hunderte von «Iffele»-Trägern mit ihren kunstvoll gestalteten Hüten und Symbolen durch die Straßen des Dorfes. Dieses beeindruckende Spektakel wird von «Trychlern» und «Geisselklepfer» begleitet und zieht Zehntausende von Zuschauerinnen und Zuschauern an.

Doch während das Ereignis visuell überwältigend ist, fällt auf, dass nur Männer an dem Umzug teilnehmen – eine Tradition, die bis heute Bestand hat. Bei den Kinderumzügen, den sogenannten Schülertagen, sind zwar Kindergartenmädchen willkommen, aber ab dem Schulalter dürfen die Mädchen nur als Zuschauerinnen am Rand stehen.

Die langjährige Dominanz männlicher Teilnehmer hat in den letzten Jahren immer wieder Diskussionen ausgelöst. Bei der diesjährigen Generalversammlung der St. Niklausengesellschaft wurde ein Vorschlag, der die Teilnahme von Mädchen am Umzug ermöglicht hätte, bereits zum dritten Mal abgelehnt. Der Präsident der Gesellschaft, Pascal Knüsler, äußerte sich dazu: „Die Gesellschaft, die wir vertreten, ist momentan noch nicht bereit, solche Anträge anzunehmen.”

Eine neu formierte Gruppe namens „Chlausjagen für alle“ ist mit dieser Entscheidung unzufrieden. Die Küssnachterin Diana Seeholzer erklärte: „Traditionen können sich ändern. In der heutigen Zeit sollten Gleichberechtigung und Gleichstellung der Geschlechter selbstverständlich sein.“

Die Gruppe hat einen offenen Brief verfasst, um ihre Kritik an der St. Niklausengesellschaft und vor allem an den Schulbehörden zu betonen. Während die Kinder für das Schülertags-Event schulfrei bekommen, appelliert die Gruppe, dass es mit den Werten einer modernen Schule nicht vereinbar sei, Mädchen vom Mitmachen auszuschließen. „Das ist Diskriminierung und steht im Widerspruch zum Gleichstellungsgesetz“, fügte Seeholzer hinzu und forderte die Schule auf, aktiv gegen diese Praxis vorzugehen.

Im Gegensatz zu Küssnacht gibt es jedoch Fortschritte in den umliegenden Dörfern wie Merlischachen und Immensee, wo Mädchen und Jungen seit einigen Jahren gleichberechtigt am traditionellen Schülertagsumzug teilnehmen. In diesen Gemeinden versuchen die Organisatoren, eine inklusive Atmosphäre zu schaffen, wo Mädchen stolz ihre «Iffele» tragen, ohne in die Zuschauerrolle gedrängt zu werden.

Insgesamt zeigt sich, dass der Widerstand gegen die geschlechtsspezifischen Beschränkungen innerhalb der Küssnachter Gemeinschaft wächst. Die Diskussion über Gleichberechtigung und Inklusion im Rahmen des Klausjagens könnte der Schlüssel zur Veränderung und zur Modernisierung eines tief verwurzelten Brauchs sein.