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Medikamentenmangel in der Schweiz: Sind Alternativen zur Verstaatlichung von Sandoz der Schlüssel zur Lösung?

2024-11-20

Autor: Luca

In der Schweiz stehen wir vor einem alarmierenden Medikamentenmangel, der in diesem Winter zwischen 700 und 1000 Arzneimittel betrifft. Laut dem Apothekerverband Pharmasuisse sind insbesondere Antibiotika und Schmerzmittel stark betroffen, mit wachsenden Versorgungsengpässen, die immer länger anhalten.

Der Grund für diesen Mangel liegt vor allem im Preisdruck auf Nachahmerpräparate, die keinen Patentschutz mehr genießen. Viele dieser Wirkstoffe werden in Asien zu niedrigeren Kosten produziert, was in Krisenzeiten wie der COVID-19-Pandemie zu erheblichen Risiken in den Lieferketten führt. Diese Abhängigkeit von ausländischen Herstellern stellt nicht nur ein Problem für die Versorgungslage dar, sondern auch für die Gesundheit der Bevölkerung.

Vor dem Hintergrund dieser Situation hat die Schweizerische Volkspartei (SP) die Forderung geäußert, den Generika-Hersteller Sandoz zu verstaatlichen. Dies geschah Ende Oktober, wobei SP-Präsidentin Mattea Meyer betonte, dass Pharmakonzerne profitablere Bereiche priorisieren und somit die Produktion von lebenswichtigen Medikamenten vernachlässigen. Ihrer Meinung nach würde eine Verstaatlichung von Sandoz den Fokus stärker auf die Versorgungssicherheit der Bevölkerung statt auf die Gewinnmaximierung legen.

Doch was sind die Alternativen? International gibt es interessante Ansätze zur Bewältigung ähnlicher Probleme. Im US-Bundesstaat Kalifornien wurde beispielsweise eine Partnerschaft mit einer gemeinnützigen Pharmafirma gegründet, um kostengünstig Insulin herzustellen. Dies könnte für Diabetes-Patienten eine enorme Entlastung darstellen, da die Preise für Medikamente in den USA oft untragbar hoch sind. Frankreich hat durch staatliche Investitionshilfen erreicht, dass Pharmaunternehmen die Produktion von Dafalgan (Paracetamol) vollständig im Land belassen. In Österreich erhielt Sandoz staatliche Subventionen, um die letzte vollintegrierte Penicillin-Fabrik in Europa zu betreiben.

Ein Blick auf die Expertenmeinungen zeigt, dass es unterschiedliche Auffassungen über die Verstaatlichung von Sandoz gibt. Tilman Slembeck, Gesundheitsökonom an der ZHAW in Winterthur, erklärte, dass viele Staaten während der Pandemie erkannt haben, dass Autonomie bei der Medikamentenproduktion teuer ist. Dennoch hält er die Forderung nach der Verstaatlichung von Sandoz für "absurd", da die Medikamentenproduktion nicht nur national funktioniert – speziell in einem kleinen Land wie der Schweiz. Selbst wenn Sandoz sich in Staatshand befände, blieben die Probleme in den Lieferketten bestehen.

Die Debatte um die Verstaatlichung von Sandoz und die wiederkehrenden Engpässe in der Medikamentenversorgung wirft grundlegende Fragen zu unserer Gesundheitssystem- und Pharmapolitik auf. Während die Diskussion weiterhin im Gange ist, könnte es an der Zeit sein, über innovative Lösungen und internationale Kooperationen nachzudenken, um die Medikamentenversorgung in der Schweiz nachhaltig zu sichern.