Wissenschaft

Milchstraße: Neu entdeckter Doppelstern D9 trotzt dem Schwarzen Loch

2024-12-29

Autor: Alina

Die Entdeckung eines Doppelsternsystems in der Nähe des supermassiven Schwarzen Lochs im Zentrum der Milchstraße hat die Astronomen erstaunt. Ein deutsch-tschechisches Forschungsteam, das an der Universität Köln und weiteren Institutionen tätig ist, hat den Doppelstern D9 entdeckt, der auf einer engen Umlaufbahn um das Schwarze Loch kreist. Dies ist besonders bemerkenswert, da bisher angenommen wurde, dass die extreme Gravitation des Schwarzen Lochs die Bildung von Doppelsternen in dieser Region verhindern würde.

Schwarze Löcher wurden oft als extrem zerstörerisch angesehen, doch die Erkenntnisse aus dieser Entdeckung zeigen ein anderes Bild. Dr. Florian Peißeiker von der Universität Köln, der maßgeblich an der Entdeckung beteiligt war, erklärt: „Es ist überraschend, dass sich in der unmittelbaren Umgebung des Schwarzen Lochs noch Sterne bilden können.“ Der Doppelstern D9 hat eine hellere Komponente mit einer Masse von 2,8 Sonnenmassen und eine weniger helle mit 0,7 Sonnenmassen. Die beiden Sterne umkreisen sich in einem Abstand, der nur etwa das 1,5-Fache der Distanz zwischen Erde und Sonne beträgt, und benötigen dafür 372 Tage.

Die Forscher hatten ursprünglich G-Objekte, mysteriöse kleine Wolken aus Gas und Staub, untersucht, als sie auf die regelmäßigen Schwankungen der Geschwindigkeit von D9 stießen. Nach jahrelangen Beobachtungen war ihnen klar: Es handelt sich um ein Doppelsternsystem.

Spannend ist auch die Tatsache, dass D9 nicht ewig existieren wird. Die Schwerkraft des Schwarzen Lochs wird die beiden Sterne in den kommenden Millionen Jahren stets näher zueinander ziehen, bis sie schließlich verschmelzen. Emma Bordier, ebenfalls von der Universität Köln, erklärt: „Wir haben nur ein kurzes Zeitfenster, um einen solchen Doppelstern zu beobachten – und das ist uns gelungen.“ D9 ist schätzungsweise 2,7 Millionen Jahre alt und könnte in weniger als einer Million Jahren endgültig verschwinden.

Die Entdeckung von D9 könnte auch weitere Fragen der Astronomie klären. Die Forscher spekulieren, dass die G-Objekte möglicherweise Reste ehemaliger Doppelsterne oder Überreste von ihnen sind. Bald könnte neue Technologie, die an der Europäischen Südsternwarte in Chile zum Einsatz kommt, helfen, diese Fragen zu beantworten.

Darüber hinaus äußert Peißeiker die spannende Hypothese, dass es in dieser extremen Umgebung sogar Planeten geben könnte. „Der Nachweis von Planeten im galaktischen Zentrum scheint nur eine Frage der Zeit zu sein“, sagt er optimistisch. Mit jeder neuen Entdeckung rückt das Verständnis der komplexen Dynamiken rund um Schwarze Löcher und deren Umgebung ein Stück näher.