Nation

Mutter-Teresa-Heime: Skandal um lukrative Adoptionen enthüllt

2024-09-27

Ein dunkles Geheimnis

Es gibt einen dunklen Geheimnis hinter den angeblich wohltätigen Adoptionen aus Mutter Teresa's Heimen. 1987, in einem bemerkenswerten Schritt, schrieb die legendäre Friedensnobelpreisträgerin persönlich an das Bundesamt für Ausländerfragen in Bern. Sie bat um eine schnellere Bearbeitung der Visa für indische Kinder, die zur Adoption in die Schweiz vorgesehen waren. Laut Teresa sei eine rasche Adoption entscheidend für die Integration und Anpassung der Kinder in ihre neuen Familien.

Die komplexe Wahrheit

Doch die Wahrheit ist viel komplexer. Eine umfassende Studie, die von einem Forschungsteam unter der Leitung der St.Galler Ethnologin Rita Kesselring durchgeführt wurde, zeigt, dass die Adoptionen indischer Kinder zwischen 1973 und 2002 längst nicht nur aus Nächstenliebe stattfanden. Indien war in dieser Zeit das Hauptquelle für Adoptivkinder in der Schweiz, mit über 2200 indischen Kindern, die in ein neues Leben vermittelt wurden, viele von ihnen stammten aus den Heimen von Mutter Teresa, die als offizielle Adoptionsvermittlungsagenturen anerkannt waren.

Lukrative Einnahmequelle

Die Forscherinnen fanden heraus, dass die Mutter-Teresa-Heime nicht nur Kinder vermittelten, sondern die Adoptionen auch als „lukrative Einnahmequelle“ nutzten. Ein indischer Anwalt bestätigte, dass Gelder aus der Schweiz flossen, während die Heime indische Kinder zur Adoption bereitstellten. Ob die Summen hohe Beträge erreicht haben, ist unklar, jedoch wurde 2018 bekannt, dass indische Behörden eine Reihe von Mutter-Teresa-Heimen aufgrund von Missständen schlossen. Dies geschah, nachdem ein Vorwurf laut wurde, dass eine Ordensschwester ein Baby verkauft haben könnte.

Verbindungen zu anderen Ordensgemeinschaften

Zusätzlich gibt es Verbindungen zu den Ingenbohler Schwestern, einer anderen katholischen Ordensgruppe, die ebenfalls indische Kinder vermittelten. In den 1980er-Jahren etwa, kam es in einem speziellen Fall zu einer Kindeswegnahme aufgrund falscher Angaben einer Ingenbohler Schwester über die Eltern des Kindes. Dies wirft ernste Fragen über die Ethik der damaligen Adoptionen auf.

Fehlende Zustimmung der Mütter

Die Forscherinnen berichteten, dass bei ihrer Untersuchung von 48 Adoptionen in den Kantonen Zürich und Thurgau die erforderlichen Verzichtserklärungen der Mütter durchweg fehlten. Dies lasse auf „systematische gesetzeswidrige Praktiken“ schließen. Die Behörden hatten sich oft auf unzureichende Dokumente verlassen, die von indischen Vermittlungen erstellt worden waren, ohne dass eine wirkliche Zustimmung der leiblichen Eltern vorlag.

Das Recht auf Herkunft

Besonders erschreckend ist der Umstand, dass vielen betroffenen Kindern das Recht auf Wissen über ihre Herkunft entzogen wurde. Die Studienautorinnen betonen, dass die gängige Narrative von „Findelkinder“ oft nicht der Realität entsprach; viele Mütter waren ledige Frauen, die unter dem Druck der Gesellschaft standen.

Rechtmäßigkeit der Adoptionen?

Auf Grund dieser Erkenntnisse fragen sich viele, ob die Adoptionen unter diesen Umständen überhaupt rechtmäßig waren. Rund zwei Monate nach ihrem ersten Brief dankte Mutter Teresa den Schweizer Behörden 1987 für die schnellere Bearbeitung der Adoptionen – aber zu welchem Preis? Der Skandal um die kommerzielle Seite von Adoptionen aus den Heimen der Missionarinnen der Nächstenliebe wirft ein Schlaglicht auf die Schattenseiten einer Institution, die jahrzehntelang als Symbol der Hoffnung galt.