Gesundheit

Neue Hoffnung bei Meningitis: Gentechnischer Test revolutioniert Diagnose

2024-11-21

Autor: Lukas

Ein neuer genetischer Test zur Diagnose von Hirninfektionen

Ein neu entwickelter genetischer Test hat das Potenzial, die Diagnose von Hirninfektionen, einschließlich Meningitis, drastisch zu verbessern, indem er schnell und zuverlässig verschiedene Erreger identifiziert. Forschern aus den USA gelang es, mit einem innovativen Verfahren die Hirnflüssigkeit auf alle bekannten Erreger – von Bakterien bis hin zu Viren und Parasiten – zu testen. Diese Fortschritte wurden in der renommierten Fachzeitschrift „Nature Medicine“ veröffentlicht und basieren auf einer umfassenden Analyse von Proben aus sieben Jahren.

Die Bedeutung schneller Diagnosen

Infektionen des Zentralen Nervensystems sind oft lebensbedrohlich, weshalb eine rasche Diagnose und Behandlung von entscheidender Bedeutung ist. Gegenwärtig müssen Ärzte oft mehrere Tests kombinieren, um die genaue Ursache für eine Meningitis festzustellen. Überraschenderweise können in etwa 50 Prozent der Fälle die Erreger nicht identifiziert werden.

Expertenmeinung

Der Neurologe Helge Roland Topka, Chefarzt an der München Klinik Bogenhausen, bezeichnete die Ergebnisse als „extrem wichtig“ und hob die Fähigkeit des neuen Tests hervor, auch unerwartete Erreger zu entdecken. Dies könnte auch wertvolle Informationen in Notfallsituationen bieten, in denen jede Minute zählt.

Das metagenomische Next-Generation-Sequencing

Das neuartige, vollautomatisierte Verfahren zur genauen Erregerbestimmung wird als metagenomisches Next-Generation-Sequencing (mNGS) bezeichnet. Es isoliert das zirkulierende genetische Material aus der Hirnflüssigkeit und gleicht die Sequenzen mit umfassenden Datenbanken ab. In der aktuellen Studie wurde bei 4828 Proben eine Infektion in 14,4 Prozent der Tests festgestellt, wobei fast die Hälfte dieser Funde (45,5 Prozent) DNA-Viren waren.

Spezifität und Sensitivität des Tests

Trotz der beeindruckenden Spezifität von 99,6 Prozent, die bedeutet, dass Fehlalarme nahezu ausgeschlossen sind, bleibt die Sensitivität des Tests bei rund 63 Prozent. Dies bedeutet, dass bei einem Drittel der Patienten mit Hirninfektionen der Erreger nicht erkannt wird, was zeigt, dass das mNGS-Verfahren konventionelle Tests nicht vollständig ersetzen kann.

Herausforderungen der Testgeschwindigkeit

Die Geschwindigkeit des Tests bleibt eine Herausforderung, da die Analyse mehr als drei Tage in Anspruch nehmen kann. Dies ist besonders kritisch in Fällen von bakterieller Meningitis, wo sich die Prognose stündlich um bis zu 30 Prozent verschlechtert. Der Bedarf an schneller Reaktion und genauem Handeln ist daher entscheidend.

Verfügbarkeit von Schnelltests

Aktuell steht bereits ein Multiplex-PCR-Schnelltest zur Verfügung, der die Hirnflüssigkeit innerhalb einer Stunde auf etwa ein Dutzend häufig vorkommende Erreger untersucht. Im Gegensatz dazu hat das neue mNGS-Verfahren das Potenzial, auch seltene Erreger zu identifizieren, die möglicherweise übersehen werden, was es in komplizierten Fällen besonders nützlich macht.

Internationale Anwendungen des Tests

Die Methode hat internationalen Stellen bereits konkrete Hilfe angeboten: Nach einem Ausbruch von pilzbedingter Meningitis in Mexiko konnte der Test schnell den Erreger Fusarium solani identifizieren und das Gesundheitsbewusstsein in den USA schärfen. In Deutschland könnte die steigende Zahl von Infektionen durch seltene Erreger, hervorgerufen durch Fernreisen und globalen Handel, die Bedeutung dieser neuen Technologie weiter erhöhen.

Kosten und zukünftige Entwicklungen

Mit einem Preis von etwa 3000 Dollar könnte der Test in erster Linie für wohlhabende Länder erschwinglich sein, doch es besteht die Möglichkeit, dass die Kosten in Zukunft gesenkt werden. Zudem wird in einem verwandten Forschungsprojekt ein ähnliches mNGS-Verfahren vorgestellt, das ebenfalls bei Atemwegsinfektionen schnelle und zuverlässige Ergebnisse erzielen kann. Angesichts dieser Entwicklungen könnte die moderne Medizin an einem Wendepunkt stehen, der die Früherkennung und Behandlung von Infektionskrankheiten revolutionieren könnte.