Neuester Durchbruch in der Diagnostik von Gehirninfektionen: Schnellerer genetischer Test könnte Leben retten!
2024-11-25
Autor: Simon
Ein neu entwickelter genetischer Test revolutioniert die Diagnostik bei Gehirninfektionen und kann innerhalb weniger Tage Hirnflüssigkeit auf nahezu alle bekannten Krankheitserreger prüfen – inklusive Viren, Bakterien, Pilze und Parasiten. Laut einer US-Studie, die Proben über sieben Jahre ausgewertet hat, ermöglicht dieser Test eine schnellere und genauere Identifizierung von Erregern, was entscheidend für die Einleitung einer gezielten Therapie ist.
Infektionen des Zentralen Nervensystems, wie Meningitis, Enzephalitis und Myelitis, zählen zu den bedrohlichsten Erkrankungen. Der Neurologe Helge Roland Topka von der München Klinik Bogenhausen betont die Dringlichkeit von schnellen Diagnosen. "Bei bakterieller Meningitis verschlechtert sich die Prognose pro Stunde um 30 Prozent. Hier zählt jede Minute!", warnt er.
Traditionell kommen bei solchen Diagnosen mehrere Testverfahren zum Einsatz, was oft zu Verzögerungen führt. Schätzungen zufolge bleibt die Ursache bei der Meningoenzephalitis in bis zu 50 Prozent der Fälle unklar. Der neuartige genetische Ansatz, bekannt als metagenomisches Next-Generation-Sequencing (mNGS), hat sich als äußerst vielversprechend erwiesen. In einer aktuellen Studie stellten Forscher fest, dass das mNGS-Verfahren in 22 Prozent der getesteten Proben als einziger Test die verantwortlichen Erreger identifizierte.
Das Verfahren arbeitet, indem es das Erbgut aus der Hirnflüssigkeit isoliert und mit bestehenden Datenbanken abgleicht. In den letzten Jahren wurden 4828 Proben analysiert – bei fast 15 Prozent konnte eine Infektion festgestellt werden. Besonders alarmierend: In rund 45 Prozent dieser Fälle wurden DNA-Viren nachgewiesen, während auch gefährliche Bakterien und Pilze entdeckt wurden.
Trotz seiner Vorteile hat das mNGS-Verfahren auch Nachteile, wie die längere Analysedauer von über 3,5 Tagen, was in Notfallsituationen problematisch sein kann. Derzeit wird ein schnellerer Multiplex-PCR-Test genutzt, um häufige Erreger binnen einer Stunde zu identifizieren, jedoch bleibt die Suche nach selteneren und schwierig zu kultivierenden Erregern eine Herausforderung.
Ein positiver Aspekt des neuen Verfahrens ist die Fähigkeit, unerwartete Erreger zu entdecken. Diese Fähigkeit könnte insbesondere in mysteriösen Fällen, bei denen die Zeit drängt, von entscheidender Bedeutung sein. Forscher betonen zudem den Nachweis von Erregern, die im Labor nur schwer zu kultivieren sind, wie das Bakterium von Borreliose oder der Erreger der Katzenkratzkrankheit.
Die Bedeutung dieser Forschung könnte auch für Deutschland erheblich sein, wo Infektionen mit seltenen Erregern zunehmen – nicht zuletzt durch Globalisierung und erhöhten Reisen. Topka sagt dazu: "Wenn dieses Verfahren schneller und kostengünstiger wird, könnte es eine fundamentale Verbesserung in der Behandlung von Infektionen im gesamten Gesundheitssystem darstellen."
Der Preis für den Test liegt derzeit bei etwa 3000 Dollar (rund 2800 Euro), was ihn für viele Länder unerschwinglich macht. Doch die Hoffnung auf sinkende Kosten bleibt, so dass in Zukunft vielleicht sogar Entwicklungsländer von dieser Technologie profitieren könnten.
Zusätzlich präsentiert ein weiteres Forschungsteam in einem anderen Artikel in der Fachzeitschrift „Nature Communications“ ein ähnliches mNGS-Verfahren, das innerhalb eines Tages virale Ursachen bei Atemwegsinfektionen ermitteln kann, was die Zuverlässigkeit der Diagnostik erheblich steigert.
Die medizinische Gemeinschaft ist gespannt auf die Entwicklungen und die damit verbundenen Verbesserungen in der Diagnostik und Therapie von Gehirninfektionen.