
Offen verabreichte Placebos: Eine revolutionäre Behandlungsmethode für das prämenstruelle Syndrom
2025-03-26
Autor: Louis
Die Tage vor der Regelblutung sind für viele Frauen eine Zeit voller körperlicher und emotionaler Herausforderungen. Symptome wie Unterleibsschmerzen, Übelkeit, Stimmungsschwankungen und Angstzustände machen das Leben oft zur Qual. Etwa jede zweite Frau im gebärfähigen Alter leidet unter dem sogenannten prämenstruellen Syndrom (PMS), das das Wohlbefinden und die Leistungsfähigkeit stark beeinträchtigen kann. Frauen mit PMS haben auch ein erhöhtes Risiko für Depressionen, Essstörungen, Migräne und sogar Suizidgedanken.
Um diese Symptome zu behandeln, verschreiben Ärzte häufig Naturheilmittel, Magnesium, Antidepressiva oder Hormontherapien. Doch viele dieser Behandlungen zeigen nicht immer die gewünschte Wirkung und können auch unerwünschte Nebenwirkungen hervorrufen, die von Benommenheit bis hin zu Gewichtszunahme reichen. Hormonelle Präparate können außerdem bei bestehendem Kinderwunsch problematisch sein. Daher ist es für jede betroffene Frau entscheidend, die für sie passende Therapie zu finden.
Eine vielversprechende Forschungsstudie aus der Fakultät für Psychologie der Universität Basel hat nun eine neue Behandlungsmethode ins Licht gerückt: Offen verabreichte Placebos (OLP). Forschungsteams unter der Leitung von Dr. Cosima Locher, Prof. Dr. Jens Gaab und Dr. Antje Frey Nascimento, in Zusammenarbeit mit Kollegen der Harvard Medical School, untersuchten, ob diese Art von Placebos wirksam gegen PMS-Symptome ist. Die Ergebnisse wurden in der Fachzeitschrift 'BMJ Evidence-Based Medicine' veröffentlicht.
Der Placebo-Effekt hat sich als erstaunlich stark erwiesen. Das Gehirn ist oft bereit zu glauben, dass eine Behandlung wirkt, selbst wenn keine pharmakologisch aktiven Substanzen enthalten sind. Studien zeigen, dass Placebos signifikante Erleichterung bei verschiedenen Beschwerden bringen können, darunter Reizdarm, chronische Schmerzen und Hitzewallungen in der Menopause. Das Besondere an Open-Label-Placebos ist, dass die Patienten wissen, dass sie ein Placebo einnehmen, was den Effekt nicht verringert. In dieser aktuellen Studie nahmen 150 Frauen im Alter von 18 bis 45 Jahren teil, die mäßig bis stark unter PMS litten und keine Psychopharmaka einnahmen.
Die Probandinnen wurden zufällig in drei Gruppen aufgeteilt: Eine Gruppe setzte ihre gewohnte Behandlung fort, während die anderen beiden Gruppen ein OLP erhielten. Eine dieser Gruppen erhielt das Placebo ohne zusätzliche Informationen, während der anderen Gruppe die Gründe für die Placebo-Behandlung in einem ausführlichen Gespräch nähergebracht wurden. Die Teilnehmerinnen sollten das Placebo über einen Zeitraum von sechs Wochen zweimal täglich einnehmen.
Die Ergebnisse waren beeindruckend: Sowohl in der Gruppe mit Erklärung als auch ohne konnten die Probandinnen eine signifikante Linderung ihrer Symptome erfahren. Besonders ausgeprägt war der Effekt in der Gruppe, die über den Nutzen des Placebos informiert wurde. Bei ihnen verringerte sich die Intensität der Symptome um bis zu 80 Prozent. Dr. Antje Frey Nascimento, die Studienleiterin, war von den Ergebnissen überrascht. Auch die anderen beiden Gruppen zeigten einen Rückgang der Symptome, allerdings war dieser Effekt bei den Frauen, die einfach ihre gewohnte Medikation fortsetzten, am geringsten.
Diese erstaunlichen Resultate zeigen, wie wichtig die Kommunikation zwischen Patientin und Arzt ist. Die Erklärung des Behandlungskonzepts kann das Gefühl der Selbstwirksamkeit und der Kontrolle über den eigenen Körper fördern. Dies ist ein entscheidender Faktor für die positive Wirkung von Placebos.
Obwohl diese Ergebnisse vielversprechend sind, werden Placebos bisher nur in der Forschung eingesetzt. Es fehlen Erfahrungswerte und eine klare rechtliche Grundlage für deren Anwendung in der klinischen Praxis. Dennoch boomt die Forschung zu Open-Label-Placebos, und die Basler Wissenschaftler sind fest entschlossen, weitere Anwendungsgebiete zu erschließen. Eine neue Ära in der Behandlung des prämenstruellen Syndroms könnte also bevorstehen - mit einem Ansatz, der sicher, wirksam und vor allem ohne Nebenwirkungen ist.