Olten und die Liga: Auf der Jagd nach einer neuen Identität
2024-11-21
Autor: Luca
In der glorreichen "Belle Epoque" war der Glaube an Siege des EHC Olten so selbstverständlich wie das tägliche Brot. Doch die Zeiten haben sich geändert: Ein Sieg gegen das Schlusslicht der Tabelle wird nun als großer Erfolg gefeiert und gibt den Fans wieder Hoffnung. Olten steht nicht nur für sich selbst, sondern verkörpert eine Liga, die sich noch immer orientieren muss und darüber nachdenkt, welche Rolle sie in der heutigen Hockeywelt spielen will.
Seit dem Abstieg im Frühjahr 1994 hat Olten im Fußball die Ambitionen, sich als Spitzenmannschaft in der zweithöchsten Liga zu etablieren, nie aufgegeben. Immer wieder wurden neue Trainer engagiert mit dem Ziel, die Köpfe über Wasser zu halten und den Aufstieg zu schaffen. Zuletzt waren Lars Leuenberger und Gary Sheehan verpflichtet worden, um den sportlichen Ruhm zurück zu bringen.
Mit dem neuen Trainer Christian Wohlwend, der seit dem 6. November im Amt ist, erhoffen sich die Oltner jedoch noch mehr: eine klare Identität, die das Team in eine neue Ära führen soll. Er hat seine vorherige, herausfordernde Aufgabe bei Ajoie gegen die Möglichkeit eingetauscht, Olten neu zu formen. Präsident Marc Thommen verdient Respekt, denn er hat nach dem Scheitern der sportlichen Strategie nicht aufgegeben, sondern zieht nun aus seinem Erlebten Lehren und übernimmt Verantwortung für die dringend benötigte Transformation der Hockeykultur in Olten.
Was bedeutet diese Transformation konkret? Die letzten Jahre haben gezeigt, dass Olten definitiv einen Platz in der Hockeylandschaft hat, doch die Finanzierung eines Teams in der National League wird zunehmend zum Drahtseilakt. Um nicht dauerhaft am Tabellenende zu stehen, müsste das Budget auf 15 Millionen Franken ansteigen, was für die Mehrheit der Clubs, nicht nur für Olten, unrealistisch ist. Einzig Teams aus Basel und möglicherweise Sierre, sollten das Projekt einer neuen Arena gelingen, haben noch Aufstiegspotenzial.
Die Optionen für den EHC Olten sind eindeutig: ein freiwilliger Abstieg in die höchste Amateurliga, inspiriert vom Erzrivalen Langenthal, oder die Etablierung einer neuen Identität. Dies bedeutet jedoch eine teilweise Aufgabe der Autonomie, nachdem Olten 53 Jahre in der Spitze gespielt hat. Die Oltner stehen vor einer ähnlichen Frage wie die Schweiz im Umgang mit der EU: Wie viel sportliche Selbstbestimmung sind wir bereit aufzugeben?
Es ist ironisch, dass Olten nun mit Biel zusammenarbeitet, dem Klub, der sie in einem dramatischen Abstiegsspiel 1994 aus der National League verbannt hat. Wohlwend bringt wertvolle internationale Erfahrung aus der U20-Nationalmannschaft und als Trainer bei Clubs wie Davos und Ajoie mit. Wenn jemand die neue Identität als Ausbildungsclub formen kann, dann er.
Die Liga selbst hat ebenfalls mit Identitätsproblemen zu kämpfen. Der freiwillige Abstieg von Langenthal als dreifacher Meister hat die Situation verschärft. Es ist an der Zeit, die Liga zu reformieren und eine bessere Ausbildungsstruktur zu schaffen. Die MyHockey League zeigt, dass sie als Ausbildungsplattform für den Profihockey-Nachwuchs einen wertvollen Beitrag leisten kann. Jüngste Debüts von talentierten jungen Spielern belegen, dass die Skillsets in beiden Ligen kaum zu unterscheiden sind.
Der EHC Olten hat die Gelegenheit, als Ausbildungsverein neu durchzustarten. Die Möglichkeiten, talentierte Spieler zu entwickeln und ihnen gleichzeitig eine solide Berufsausbildung zu ermöglichen, sind gegeben. Ein Wechsel hin zu einer teilweise Amateurisierung bringt weniger hochbezahlte Spieler, aber mehr ehrgeizige Talente, die hungrig auf Erfolg sind.
Die Fusion zwischen der Sky Swiss League und der MyHockey League könnte die Lösung sein. Daraus könnte eine Ausbildungs-Liga hervorgehen, die die besten Teams vereint und gleichzeitig ein besseres Zuschauererlebnis schafft. In dieser neuen Struktur könnte Olten unter einem gefestigten Ausbildungsansatz und mit dem richtigen Führungsstil unter Wohlwend eine zentrale Rolle spielen.
Die Führung um Marc Thommen hat die Zeichen der Zeit erkannt, und mit der Akzeptanz der Fans für die neue Identität wird Olten in naher Zukunft die Möglichkeit haben, einen Schnitt von 2500 Zuschauern während der Saison zu erreichen – besonders, wenn eine Fusion der beiden Ligen Realität wird. Der EHC Olten könnte also bald in einer ausgeglichenen Spielumgebung, die Herausforderungen mit sich bringt, wieder für Furore sorgen.