Sport

Olympische Spiele 2012 in London: Der unglaubliche Skandal rund um das 1500-m-Rennen

2024-11-26

Autor: Leonardo

Im Sport geschehen manchmal die unglaublichsten Dinge – ein Paradebeispiel dafür ist die jüngste Enthüllung im Zusammenhang mit den Olympischen Spielen 2012 in London. Die Weltgemeinschaft der Dopingbekämpfer hat nun offiziell das Ergebnis der russischen Athletin Tatjana Tomaschowa annulliert, die vor 12 Jahren die Silbermedaille im 1500-m-Rennen gewonnen hatte.

Es ist beispiellos, dass einer Olympionikin mehr als ein Jahrzehnt nach ihrem Wettkampf die Medaille entzogen wird. Tomaschowa, eine Wiederholungstäterin im Doping, wurde zusätzlich zu ihrem Rücktritt mit einer zehnjährigen Sperre belegt. Dies war nicht ihre erste Auffälligkeit; sie hatte bereits bei vergangenen Kontrollen mit einem fremden Urin bei einem Dopingtest auffällig geworfen.

Der Skandal vertieft sich, wenn man bedenkt, dass Tomaschowa durch diese Annullierung von Platz 4 auf 2 aufrückte. Die beiden türkischen Athletinnen, die Duisburg-Titel gewinnen konnten, wurden Jahre später ebenfalls des Dopings überführt. So erbte Tomaschowa, während andere, wie die britische Läuferin Lisa Dobriskey, bereits damals Zweifel an der Ehrlichkeit einiger ihrer Konkurrentinnen äußerten. Dobriskey erklärte in einem Interview: „Ich habe das Gefühl, dass hier nicht faire Bedingungen vorliegen.“

Heute wissen wir, dass Dobriskey recht hatte. Von den neun schnellsten Finalistinnen in London sind nun fünf wegen Dopings aus der Ergebnisliste gestrichen worden. Die ohnehin strittigen Medaillenpositionen sind mittlerweile nicht mehr einheitlich, sodass die wahre Olympiasiegerin Maryam Yusuf Jamal aus Bahrain ist, welche ursprünglich als Dritte ins Ziel kam.

Zusätzlich erhält nun auch die Amerikanerin Shannon Rowbury, die sich als Sechstplatzierte fühlte, Bronze. Auch wenn sie darüber jubeln könnte, bleibt der Schatten des Dopingverdachts über ihren Konkurrentinnen. Rowbury hatte ebenfalls schon zuvor in Frage gestellt, ob es in fairen Rahmen stattfand. Ihr Glück könnte bittersüß sein, da sie bei den Spielen 2016 von ihrer Teamkollegin um eine Medaille verdrängt wurde.

Der Doping-Skandal ist jedoch nicht das einzige verblüffende Ereignis in der Geschichte der Olympischen Spiele. Bei den Spielen 2000 in Sydney wurde die Amerikanerin Marion Jones Olympiasiegerin über 100 m, verlor jedoch ihre Medaille aufgrund einer Dopingauffälligkeit. Die zweite Platzierte, Ekaterini Thanou aus Griechenland, wurde ebenfalls später wegen Doping disqualifiziert. Somit gibt es seit dem Jahr 2000 in der Europawertung offiziell keinen Olympiasieger über 100 m – ein einmaliger Vorfall in der Geschichte der Spiele.

Bis heute wurden seit 1968, dem Jahr der Dopingtests, rund 160 olympische Medaillen Athleten und Athletinnen entzogen, was zu kuriosen Situationen wie bei Jared Tallent, dem Australier, führte, der nach dreimaligem Vorstoß von Silber auf Gold in seiner Karriere nun als Olympiasieger von 2012 gilt.

In den letzten Jahren hat das Internationale Olympische Komitee (IOK) einige dieser Unzulänglichkeiten adressiert. Bei den im Jahr 2024 in Paris stattfindenden Spielen wird das IOK mehrere Athleten, die nachgerückt sind, würdevoll ehren und damit ein Zeichen der Anerkennung setzen – trotz der Frage, wie viele von ihnen wirklich rechtmäßig als Medaillengewinner gelten können.