Nation

Protest gegen die Schließung der Geburtshilfe im Spital Frutigen

2025-03-30

Autor: Alina

Eine beispiellose Protestaktion fand am Sonntagnachmittag vor dem Spital in Frutigen statt. Rund 400 Menschen, darunter Familien mit Kinderwagen, Hebammen und lokale Politiker, versammelten sich, um gegen die kurzfristige Schließung der Geburtenabteilung zu demonstrieren. Der Entscheid wurde am 20. März von der Geschäftsleitung verkündet und erfolgt bereits zum 31. März.

Auf einem der Schilder, das während der Protestaktion hochgehalten wurde, stand die provokante Frage: „11 Tage?! Wo bleibt die Wertschätzung für Frauen und Hebammen?“ Dies verdeutlicht die Wut und Verzweiflung, die viele Anwesende empfanden.

Initiatorin der Kundgebung war Nadine Wyssen, die eine Online-Petition gegen die Schließung des Geburtsbereichs ins Leben gerufen hatte. Bis Sonntagabend unterzeichneten über 28.000 Menschen die Petition, was sowohl Wyssen als auch den Organisatoren als überwältigend erschien.

„Ohne die Geburtenabteilung in Frutigen wäre mein Kind nicht hier“, äußerte sich die 27-jährige Mutter, die vor sieben Monaten mit ihrem neugeborenen Sohn wegen schwerer Komplikationen notfallmäßig ins Spital musste. Ihre Befürchtung, dass ein längerer Anfahrtsweg zu einem anderen Krankenhaus fatal sein könnte, macht deutlich, wie wichtig die örtliche Geburtshilfe für die Sicherheit von Schwangeren ist.

Die junge Mutter respektiert, dass der Entscheid nicht rückgängig gemacht werden kann, jedoch wolle sie und die anderen Protestierenden ein wichtiges Zeichen setzen – für die werdenden Mütter, die Hebammen und das Fachpersonal.

Besonders empört zeigte sich Wyssen über die Begründung der Geschäftsleitung bezüglich Fachkräftemangel. Sie berichtete von einem Arzt, der sich beworben hatte, jedoch keine Rückmeldung erhielt.

Spitzenpolitiker der SP und SVP äußerten sich ebenfalls vor dem Spital. SP-Grossrätin Beatrix Hurni warnte, dass wirtschaftliche Interessen über die Bedürfnisse der Menschen gestellt werden. Laut der VR-Präsidentin Karin Ritschard Ugi wären jährlich 1,1 Millionen Franken notwendig, um einen tragfähigen Betrieb der Geburtshilfe aufrechtzuerhalten.

„Leidtragende sind letztendlich Frauen, Familien und die ländliche Region“, so Hurni weiter. Sie forderte die Anwesenden auf, die Petition zu unterschreiben, um eine Reaktion des Regierungsrates zu-triggern.

SVP-Nationalrat Thomas Knutti gab an, dass ein Treffen mit Regierungsrat Pierre Alain Schnegg angesetzt sei, um den Regierungsrat in die Verantwortung zu nehmen.

„Das ist verrückt“, äußerte sich eine 71-Jährige, die im Spital Frutigen geboren wurde, während ihre Nachbarin ihre Wut kundtat. Sie alle empfinden es als ungerecht, dass solche Entscheidungen über den Kopf der Anwohner hinweg getroffen worden sind.

Hebamme Nadine Stucki, die nun gezwungen ist, nach zehn Jahren in Frutigen ins Spital Interlaken zu wechseln, betonte die Wichtigkeit der Geburtenabteilung für die Frauen im Dorf. Stucki merkte an, dass das Modell mit Beleghebammen in Frutigen einzigartig und kostensparend sei.

Die Spitalgruppe FMI AG gab eine Stellungnahme ab und unterstrich, dass man die Bedenken der Bevölkerung ernst nehme und bereits mit einem Dialog begonnen habe.

Dieser Protest zeigt, dass das Thema Gesundheit und Geburtsversorgung nicht nur die betroffenen Geburtshelfer und werdenden Mütter betrifft, sondern die gesamte Gemeinschaft, die hinter der Erhaltung dieser essenziellen Dienstleistung steht. Der Widerstand könnte, wenn er laut genug ist, die Entscheidungsträger dazu bringen, ihre Pläne noch einmal zu überdenken.