Rapperswil-Jona: Dillier als erste Stadtpräsidentin gewählt – Historische Wende oder Experiment?
2024-11-24
Autor: Nina
In einer wegweisenden Wahl hat Barbara Dillier (51) am Sonntag mit über 56 Prozent der Stimmen die Stadtpräsidentschaft von Rapperswil-Jona gewonnen. Die parteilose Gemeindepräsidentin von Fischenthal setzte sich deutlich gegen den Amtsinhaber Martin Stöckling (50, FDP) durch, der lediglich gut 35 Prozent der Stimmen erhielt. Damit tritt sie ab 2025 ihr neues Amt an und schreibt Geschichte, denn sie ist die erste Frau, die dieses hohe Amt in der Stadt einnimmt.
Der Abstand zwischen den Kandidaten hat sich von rund 1500 Stimmen im ersten Wahlgang auf über 2000 Stimmen vergrößert. Die Stimmbeteiligung lag bei 52,5 Prozent, was einem Anstieg von 400 Stimmen im Vergleich zur Wahl im September entspricht. Dies zeigt ein starkes Interesse der Wählerinnen und Wähler an der Wahl und dem Wunsch nach Veränderung.
In einer emotionalen Rede anlässlich ihrer Wahl betonte Dillier die Bedeutung der Frauen in der Politik: "Ich habe nie auf meine Geschlechtszugehörigkeit gesetzt, sondern möchte die besten Lösungen für unsere Stadt finden." Sie forderte auch einen „Vertrauensvorschuss“ von jenen, die sie nicht gewählt hatten und strebt an, alle politischen Kräfte in der Stadt ins Boot zu holen.
Dillier plant, schnellstens den Dialog mit ihrem Vorgänger Stöckling und den anderen Mitgliedern des Stadtrats zu suchen, da bereits am 9. Dezember die Ressortverteilung für den neuen Stadtrat ansteht. "Ich schließe nichts aus", sagte Dillier, als sie nach möglichen Veränderungen in der politischen Landschaft gefragt wurde.
Auf Seiten der FDP wird die Stimmung als herausfordernd eingestuft, da die Partei zum ersten Mal aus den Führungsgremien von Rapperswil-Jona ausgeschlossen wurde. Parteipräsident Christian Meier äußerte, dass die FDP weiterhin einen konstruktiven Beitrag zur Stadtentwicklung leisten wolle. Angespannte interne Beziehungen und die Abneigung gegen Stöckling könnten jedoch den politischen Prozess erschweren.
Die SVP zeigte sich erfreut über den Wahlausgang, nachdem sie Dillier als einzige Partei unterstützt hatte. Co-Präsident Hans Peter Rathgeb erklärte, dass sie auf Dilliers Führungskompetenz vertrauen und gleichzeitig den Wunsch nach Einarbeitungszeit verständnisvoll zur Kenntnis nehmen würden.
In einem exklusiven Interview sprach der abgewählte Stadtpräsident Martin Stöckling über seine Enttäuschung, betonte aber, dass er weiterhin motiviert bleiben will, bis zur Amtsübergabe.
Ab 2025 wird Rapperswil-Jona von einem fünfköpfigen Stadtrat regiert, der erstmals von einer Mehrheit der Parteilosen geführt wird. Die Bürger entscheiden sich möglicherweise für ein Experiment, das nicht nur die politische Struktur, sondern auch die zukünftige Entwicklung der Stadt grundlegend verändern könnte. Es bleibt abzuwarten, wie sich die neue politische Landschaft entwickeln wird und ob die Erwartungen der Wähler erfüllt werden können.