Gesundheit

Schwangerschaft und Rheuma: Ein Risiko oder eine Chance?

2024-10-09

Autor: Louis

Schwangere Frauen mit Rheuma: Risiko oder Hoffnung?

Eine junge Frau, die an einer entzündlich-rheumatischen Erkrankung leidet und den Wunsch hat, ein Kind zu bekommen, steht oft vor vielen Fragen und Unsicherheiten. Wie sollte sie optimal betreut werden, und welche Empfehlungen gibt es für eine risikobehaftete Schwangerschaft?

Die Herausforderung der "Reproduktionsrheumatologie":

Die Forschung zu den Auswirkungen rheumatischer Erkrankungen auf die reproductive Gesundheit ist leider noch nicht ausreichend. Randomisierte klinische Studien an schwangeren Frauen sind aufgrund gesetzlicher Einschränkungen, Finanzierungslücken und der oft mangelhaften Stichprobengröße eine große Herausforderung.

In den letzten Jahren haben neue Medikamente die Behandlung von Rheuma erheblich verbessert, jedoch bleibt der Einsatz bei Schwangeren ein Thema voller Fragen und Unsicherheiten in der praktischen Anwendung. Um fundierte Empfehlungen ableiten zu können, sind prospektive Schwangerschaftsregister von großer Bedeutung, da sie wertvolle Daten über die Betreuung von schwangeren Rheumapatientinnen bereitstellen.

Eine bahnbrechende Studie in Italien:

Die Kohortenstudie P-RHEUM.it, die 2017 von der Italienischen Gesellschaft für Rheumatologie ins Leben gerufen wurde, lief über fünf Jahre und umfasste die Rekrutierung von schwangeren Frauen mit Rheuma. Diese Frauen wurden zu sechs Zeitpunkten während und nach der Schwangerschaft untersucht, wobei der Schwerpunkt auf den von den Patientinnen selbst berichteten Ergebnissen (PROs) lag, darunter Gesundheitszustand, Lebensqualität und psychische Gesundheit.

Die Ergebnisse waren ermutigend: Rund ein Fünftel der Teilnehmerinnen hatte systemischen Lupus erythematodes, während viele andere an verschiedenen Formen von Kollagenosen litten. Während der Schwangerschaft waren Krankheitsschübe selten, und die Mehrheit der 794 Lebendgeburten kam termingerecht zur Welt. Diese Ergebnisse sind vergleichbar mit der Allgemeinbevölkerung, was Hoffnung für betroffene Frauen gibt.

Herausforderungen während der Schwangerschaft:

Trotz der positiven Ergebnisse berichteten die Forscher über einige Herausforderungen. Frühgeburten traten häufiger auf (3,2 Prozent extreme Frühchen), und etwa 20 Prozent der Neugeborenen hatten perinatale Komplikationen, wobei einige als "small-for-gestational-age" eingestuft wurden. Zudem gab es vereinzelt Fälle von kongenitalem AV-Block bei Kindern von Frauen mit spezifischen Antikörpern.

Die Forschung zeigt auch, dass die Häufigkeit von Fehlgeburten im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung nicht erhöht war, und die Inzidenz von Präkklampsien lag mit 2,3 Prozent sogar unter den Erwartungen. Experten vermuten, dass der Einsatz von niedrigdosiertem Aspirin bei fast 60 Prozent der schwangeren Patientinnen einen schützenden Effekt hatte.

Innovative Therapieansätze:

Die Behandlung von Rheuma hat in den letzten Jahren enorme Fortschritte gemacht. Während Glukokortikoide nur bei weniger als einem Drittel der Patientinnen eingesetzt wurden, war Hydroxychloroquin weit verbreitet. Besonders bemerkenswert ist die zunehmende Verbreitung von TNF-α-Inhibitoren, wie Certolizumab, das die Plazenta nicht passiert, was die Bedenken hinsichtlich der Sicherheit bei Schwangeren verringert hat.

Emotionale Belastung als Teil der Schwangerschaft:

Eine wichtige Erkenntnis der Studie war, dass ein Fünftel der Frauen nach der Entbindung unter emotionalen Belastungen litt, was auf die Herausforderungen hinweist, die schwangere Rheumapatientinnen erleben können, trotz positiver Schwangerschaftsverläufe. Die Verwendung von Instrumenten wie der Edinburgh Postnatal Depression Scale (EPDS) ist wichtig, um diese Probleme frühzeitig zu identifizieren.

Tipps für eine optimale Betreuung:

Die Wissenschaftler ziehen ein positives Fazit und betonen, dass es entscheidend ist, die Gesundheitsversorgung für schwangere Rheumapatientinnen zu optimieren. Hierzu zählen: - Beratung und Planung vor der Empfängnis, - individuelle Risikostratifizierung und multidisziplinäre Betreuung während der Schwangerschaft, - Einsatz von schwangerschaftskompatiblen Medikamenten.

Letztlich bleibt der Wille, Mütter zu werden, auch für Frauen mit Rheuma eine erzählenswerte Chance – mit der richtigen Unterstützung kann der Weg zur Mutterschaft sicherer und hoffnungsvoller gestaltet werden.