
Sunrise: Hohe Boni trotz alarmierender Verluste – Was steckt dahinter?
2025-03-22
Autor: Leonardo
Der Verwaltungsratspräsident von Sunrise, Michael Fries, ist ein relativ unbekannter Name in der breiten Öffentlichkeit, darüber hinaus ein US-Amerikaner und Konzernchef von Liberty Global. In den letzten zehn Jahren hat er durch exorbitante Gehälter und Boni nahezu 524 Millionen Dollar verdient. Dies ist selbst für amerikanische Verhältnisse eine bemerkenswerte Summe.
Liberty Global hat vor zwanzig Jahren den Schweizer Markt betreten, indem sie das Unternehmen Cablecom, den damaligen Marktführer im Bereich Kabelanschlüsse, übernommen hat. Dies führte zur Umbenennung in UPC. Fünf Jahre später übernahm Liberty auch Sunrise, was zur Fusion der beiden Anbieter führte und Sunrise unter die vollständige Kontrolle von Liberty stellte. Die neue Sunrise ist heute eine systemrelevante Firma in der Schweizer Telekommunikation mit über drei Millionen Mobilkunden. Vor fünf Monaten fand der Börsengang des Unternehmens statt.
Amerikanisierung und hohe Vergütungen
Unter der Leitung von Sunrise zeichnet sich nun eine Amerikanisierung der Unternehmenskultur ab, die luxuriöse Gehälter auf Führungsebene umfasst. Besonders auffällig ist der Umstand, dass von sieben Verwaltungsratsmitgliedern drei aus den USA stammen. Kürzlich wurde bekannt, dass Firmenchef André Krause im Zuge des Börsengangs Boni in Höhe von 15 Millionen Franken erhält – eine der höchsten Vergütungen für einen CEO in der Schweiz. Dies steht im krassen Gegensatz zu den 2850 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Unternehmens und zu den massiven Stellenabbauten, bei denen in den letzten Jahren 600 Positionen gestrichen wurden.
Diese exorbitanten Zahlungen sind im Vergleich zur Swisscom frappierend. Der CEO von Swisscom erhielt im vergangenen Jahr nur knapp zwei Millionen Franken. Auf Nachfrage von SRF rechtfertigte Sunrise die hohen Zahlungen damit, dass diese eng mit dem erfolgreichen Börsengang verknüpft sind. Der Bonus hängt teilweise vom Börsenerfolg und der Erreichung bestimmter Unternehmensziele ab.
Ein besorgniserregender Geschäftszustand
Trotz der hohen Vergütungen verzeichnet Sunrise alarmierende Geschäftszahlen. Seit der Fusion mit UPC vor vier Jahren hat das Unternehmen kumuliert einen Verlust von 662 Millionen Franken erlitten. Diese Verluste sind teilweise auf die hohen Kosten des Zusammenschlusses und des Börsengangs zurückzuführen. Der Umsatz stagniert seit Jahren bei rund drei Milliarden Franken, und es mangelt an Wachstumschancen. Zudem hat Sunrise Schulden in Höhe von 4,6 Milliarden Franken und ist durch teure Leasingverträge von über einer Milliarde Franken zusätzlich belastet, da viele technische Anlagen gemietet werden.
Droht der Verlust des Goodwills?
Die Bilanz von Sunrise birgt gravierende Risiken. So weist das Unternehmen einen Goodwill von sechs Milliarden Franken aus. Dieser Wert wird bei Unternehmensübernahmen ausgewiesen, wenn optimistische Erwartungen an die künftige Geschäftsentwicklung bestehen. Sollte das Geschäft jedoch schlechter laufen als erwartet, könnten massive Abschreibungen und damit verbundene Verluste drohen. Damit steht Sunrise vor einem latenten Risiko, dessen Folgen weitreichend sein könnten. In Anbetracht der aktuellen Situation stellt sich die Frage: Ist die Aussicht auf zukünftiges Wachstum realistisch oder handelt es sich um eine Illusion? Die kommenden Monate werden entscheidend sein, um die langfristige Stabilität des Unternehmens zu beurteilen.