SUV-Explosion in der Schweiz: 56 Prozent der Neuzulassungen sind SUVs!
2024-11-20
Autor: Gabriel
In der Schweiz erfreuen sich SUVs über alle Maßen großer Beliebtheit, trotz anhaltender Kritik. Im Jahr 2023 erreichte der SUV-Anteil bei Neuzulassungen ein beeindruckendes Rekordhoch von 56,2 Prozent. Dies entspricht über 140.000 SUV-Zulassungen von insgesamt rund 255.000 neuen Personenwagen, wie der Vergleichsdienst Comparis in einer jüngsten Analyse bestätigte. Besonders Elektro-SUVs, wie das beliebte Tesla Model Y, finden verstärkt Anklang bei den Schweizer Autofahrern.
Während Städte wie Paris die Parkgebühren für SUVs verdreifachen und in der Schweiz von Linken und Grünen höhere Gebühren und sogar SUV-Verbote gefordert werden, bleibt der Trend ungebrochen. Der Mobilitätsexperte von Comparis, Adi Kolecic, erklärt, dass viele Autofahrerinnen und Autofahrer die Vorzüge eines geräumigen Platzangebotes und einer erhöhten Sitzposition schätzen.
Jedoch bringt der Trend auch erhebliche Herausforderungen mit sich. Die größeren Fahrzeuge beanspruchen nicht nur mehr Platz auf den Straßen, sondern verursachen auch einen höheren Treibstoffverbrauch und schädigen die Straßeninfrastruktur. Dies führt zu steigenden Sanierungskosten und sorgt in städtischen Gebieten zunehmend für Platzprobleme.
Ein weiteres entscheidendes Thema ist die Sicherheit. Greenpeace-Experte Georg Klingler hebt hervor, dass die Kühlerhaube von SUVs oft auf Kopfhöhe von Kindern liegt, was potenziell gefährlich ist. Der Trend zu größeren Autos wird als verheerend angesehen, da die Schweiz hinsichtlich der CO₂-Emissionen der Autoflotten bereits zu den Schlusslichtern in Europa zählt. Sogar bei Elektro-SUVs äußert Klingler Bedenken: „Wir müssen den übermäßigen Ressourcenverbrauch reduzieren. Da helfen die riesigen Autos nicht,“ erklärt er.
Der SUV als neue Norm für Familien
Der Trend verstärkt sich weiter, da sich Kompaktvans und Kombis zunehmend den SUV-Designs anpassen. Dies zeigt sich nicht nur bei den klassischen Automarken, sondern auch bei neuen Modellen. Der Citroën C4 beispielsweise hat sich von einer Kombilimousine zu einem SUV-Coupé entwickelt, während der einst bei Familien beliebte Renault Espace 2023 ebenfalls in die SUV-Klasse überging. „Das klassische Familienauto ist auf dem Rückzug und wird zunehmend durch SUVs ersetzt“, so Kolecic.
Was denkt die Bevölkerung über diese Entwicklung?
Eine Umfrage zeigt, dass viele Schweizer die erhöhte Platzverfügbarkeit schätzen, jedoch auch Bedenken wegen der Umweltbelastungen und der Sicherheit äußern. Viele bevorzugen kleinere Autos, was die Diskrepanz in den Meinungen verdeutlicht.
Die beliebtesten SUVs stammen hauptsächlich von deutschen Automarken und Elektroherstellern. 2023 belegte Audi mit dem Audi Q3 den ersten Platz bei den SUV-Neuzulassungen, gefolgt von Škoda und BMW. Das meistverkaufte Model war das Tesla Model Y, während der Škoda Enyaq auf dem zweiten Platz landete.
In der Elektroautowelt entstehen durch E-SUVs und Crossovers neue Marktanteile, da der Zugang zu kleineren, reichweitenstarken Modellen im Elektroauto-Segment momentan noch begrenzt ist.
Analysen des Vergleichsdienstes Comparis basieren auf den seit 2010 veröffentlichten Neuzulassungen von Auto Schweiz. Obwohl SUVs offiziell keine eigenständige Fahrzeugklasse sind, berücksichtigten sie verschiedene Kriterien wie die Bauart und die Höherlegung der Fahrzeuge. Auch Pickup-Trucks werden in die SUV-Kategorie aufgenommen, was den Gesamtanteil noch weiter steigert.