Syriens Machthaber gestürzt – Wie profitiert die Türkei?
2024-12-09
Autor: Nina
Die Türkei hat ihre Position im Syrien-Konflikt signifikant verstärkt, während sich die geopolitischen Spannungen in der Region weiter aufheizen. Nachdem Assad und Erdogan einst während ihrer gemeinsamen Urlaubszeit 2008 enge Beziehungen pflegten, ist die Situation nun dramatisch gekippt. Seit dem Ausbruch des syrischen Bürgerkriegs im Jahr 2011 ist der türkische Präsident Erdogan zu einem der schärfsten Kritiker des syrischen Machthabers geworden, bezeichnete ihn als 'Mörder' und unterstützte aktiv verschiedene Rebellengruppen.
Erdogan sieht sich jedoch auch innenpolitischem Druck gegenüber, vor allem aufgrund der mehr als drei Millionen syrischen Flüchtlinge, die in der Türkei leben. In diesem Kontext verfolgt die Türkei zwei maßgebliche Ziele: Die Rückkehr der geflohenen Syrer und die Schwächung kurdischer Milizen, die sie als Bedrohung ansieht. Dies könnte nach dem möglichen Sturz Assads einfacher werden, zumal dieser in der Vergangenheit eine Annäherung an die Türkei ablehnte.
Die Offensive gegen Assad wird überwiegend von der islamistischen Gruppe Haiat Tahrir al-Scham (HTS) angeführt, während die Türkei behauptet, nichts damit zu tun zu haben. Experten sind sich jedoch einig, dass Ankara eine passive Rolle bei den Vorgängen in Syrien spielt und die HTS über Jahre hinweg unterstützt hat. Diese Verbindung könnte sich als vorteilhaft erweisen, wenn die Türkei weiterhin als einflussreicher Akteur in der Region agieren will.
Ein entscheidender Punkt bleibt die Situation der kurdischen YPG, die von den USA als Partner im Kampf gegen den Islamischen Staat (IS) angesehen wird, während die Türkei sie als terroristische Organisation betrachtet. Erdogan plant, einen sogenannten 'Sicherheitskorridor' entlang der Grenze zu schaffen, um kurdische Milizen zurückzudrängen und Flüchtlinge anzusiedeln. Dies hat dazu geführt, dass türkisch unterstützte Rebellen bereits strategisch wichtige Städte wie Manbidsch von den YPG erobert haben.
Die Stabilität in Syrien ist von fundamentaler Bedeutung für die Rückkehr der Flüchtlinge. Experten warnen jedoch, dass eine Rückkehr aufgrund von unsicheren Verhältnissen vorerst unrealistisch bleibt. Viele Flüchtlinge haben ein neues Leben in der Türkei aufgebaut, und die anhaltende Unsicherheit beunruhigt sie. Es bleibt abzuwarten, ob ein Abkommen zwischen den Rebellengruppen, inklusive der Kurden, erreicht werden kann, um eine dauerhafte Lösung zu finden.
Letztlich wird die Rolle der Türkei in den kommenden Monaten entscheidend sein, nicht nur für die eigene Außenpolitik, sondern auch für die gesamte Region. Während die Welt aufmerksam auf die Entwicklungen in Syrien schaut, könnte eine strategische Partnerschaft zwischen der Türkei, Russland und dem Iran sowohl Chancen als auch Herausforderungen mit sich bringen – und die Sicherheitslage im gesamten Nahen Osten beeinflussen.