Taximord in Basel: Täter hatte schwerwiegende Drogenprobleme und beging unvorstellbare Tat
2024-12-09
Autor: Alina
Warum musste Alican S. sterben?
Zwei Jahre nach dem grausamen Mord an ihrem Ehemann fragt sich seine Witwe Céline dasselbe. Am 18. November 2022 um 18:25 Uhr bestieg der heute 53-jährige mutmaßliche Täter, der nun wegen Mordes angeklagt ist, Alicans Taxi am Standplatz Aeschenplatz. Nur eineinhalb Minuten später stoppte das Fahrzeug 500 Meter entfernt in der Peter-Merian-Strasse, wo der Mann vom Rücksitz aus dem Taxichauffeur vier tödliche Messerstiche zufügte. Laut Anklageschrift hatte Alican keine Möglichkeit zur Verteidigung oder Gegenwehr.
„Für uns ist das Leben an diesem Abend stehen geblieben“, berichtet Céline wehmütig. Sie erfuhr durch ihren Neffen von dem Vorfall und war um 20:30 Uhr am Tatort. Die schrecklichen Bilder dieses Abends verfolgen sie bis heute.
Die Anklage beschreibt die Tat als „heimtückisch und äußerst skrupellos“, mutmaßlich begangen aus finanziellen Motiven. Der Täter selbst gibt an, sich nicht mehr an die Geschehnisse erinnern zu können. „Dieses Verbrechen bleibt absolut unverständlich“, sagt Anwalt Marco Albrecht, der Céline im Strafprozess beisteht. Im April 2023 organisierte sie einen öffentlichen Trauermarsch, um das Gedenken an ihren Mann zu bewahren und kämpft unermüdlich für Gerechtigkeit.
Die grausame Methode des Mordes
Eine erschreckende Tatsache ist, dass der Täter das verwendete Tranchiermesser kurz vor der Tat im Coop Aeschenplatz gestohlen hatte. Videoüberwachungen zeigen ihn zwei Minuten vor dem Einstieg in Alicans Taxi am Taxistand. Unklar bleibt, ob sich der Taxifahrer gegen die Herausgabe von Bargeld gewehrt hat. Céline ist sich sicher: „Alican hätte wegen Geld niemals sein Leben riskiert.”
Der Täter lebte in einer Abwärtsspirale
Der Beschuldigte hatte offensichtlich massive Geld- und Drogenprobleme. Sein Leben war bereits seit Jahren aus den Fugen geraten. Der gebürtige Basler, der als technischer Kaufmann und ehemaliger Tennislehrer arbeitete, lebte seit 2016 von seiner Ex-Frau getrennt, mit der er drei Kinder hat. Die Beziehung scheiterte an seinem überbordenden Alkohol- und Kokainkonsum, was auch zu erheblichen Schulden führte. Trotz seines Verhaltens wurde er nicht wegen Gewaltdelikten vorbestraft.
Die Anklage dokumentiert mehrere Aufenthalte in Entzugskliniken und attestiert dem Täter psychische Probleme in Verbindung mit seinem Suchtverhalten. Vor der Tat konsumierte er offenbar erneut Kokain.
Ein Gutachten attestiert ihm nur eingeschränkte Schuldfähigkeit, was Anwalt Albrecht als fragwürdig erachtet. Er plant, weitere Beweisanträge zu stellen, sobald der Fall vor Gericht kommt.
Nach der Tat verhielt sich der Beschuldigte rational
Nach der Tat verhielt sich der Beschuldigte rational, was die Ermittler stutzig machte. Passanten berichteten, dass er mehrmals ungefragt erklärte, dass er unschuldig sei und von Alican angegriffen worden sei. Anschließend flüchtete er und wurde knapp von der Polizei gefasst, als er versuchte, in einem Tram zu entkommen.
Scheidung kurz vor der Festnahme
Beunruhigend ist auch, dass der Beschuldigte nur wenige Stunden vor seiner Festnahme seine Ehe scheiden ließ. Kurz darauf beging er mehrere Diebstähle aus Autos. Am 23. November stand er noch vor dem Zivilgericht Arlesheim, bevor er am selben Abend in der Nähe seines Wohnorts verhaftet wurde. Aktuell sitzt er seit dem 28. Juli 2023 im vorzeitigen Strafvollzug in Bostadel.
Ausblick auf das Gerichtsverfahren
Bislang steht noch kein Verhandlungstermin am Basler Strafgericht fest. Sollte der Täter wegen Mordes verurteilt werden, droht ihm eine Mindeststrafe von zehn Jahren. Es gilt die Unschuldsvermutung.