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Ukraine: Gibt es einen geheimen Plan hinter den Verlusten im Donbass?

2024-10-08

Autor: Nina

Analyse

Eine blitzartige Kehrtwende oder ein strategisches Meisterwerk? Hinter den ukrainischen Verlusten im Donbass steckt möglicherweise eine facettenreiche Strategie, die jedoch ihre Tücken birgt. Besonders die Offensive in der russischen Region Kursk könnte sich als entscheidend erweisen.

Präsident Wolodymyr Selenskyj bleibt optimistisch. In seiner jüngsten Videoansprache betonte er, dass die Ukraine in einer entscheidenden Phase des Krieges steckt, die für das Land von großem Nutzen sei. Selenskyj setzt auf die "ausreichende Unterstützung unserer Partner", um den Druck auf Kursk aufrechtzuerhalten oder gar zu erhöhen. Der Ansatz ist klar: Mit militärischem Druck dem Frieden näherkommen.

Ein unerwarteter Wendepunkt war die offensive Überraschung, die die Ukraine zu Beginn ihrer Kursk-Operation zwei Monate zuvor erlebte. Berichten zufolge konnten ukrainische Truppen 1.000 bis 1.300 Quadratkilometer erobern. Doch leider blieb die erhoffte Verlagerung russischer Truppen aus dem Donbass nach Kursk aus, was für die ukrainische Verteidigung im Osten erhebliche Probleme bedeutete.

Die strategische Rückziehung aus wichtigen Städten, wie zuletzt aus Wuhledar, könnte Teil eines größeren Plans sein. Militäranalysten argumentieren, dass der Krieg nicht durch die Kontrolle einzelner Städte wie Wuhledar entschieden wird. Wichtiger sei, wie viele russische Soldaten eingesetzt wurden und welche Verluste die Ukraine erlitten hat, um die Kontrolle zu behalten. Berichten zufolge soll Russland rund 2.100 Soldaten alleine in der Schlacht um Wuhledar verloren haben, was über 40 Prozent der ursprünglich eingesetzten Truppen entspricht.

Im August verloren russische Truppen täglich etwa 1.200 Mann. Diese hohen Verluste spiegeln auch den schwierigen Materialstand der russischen Streitkräfte wider. Trotz aggressiver Operationen in der Region Donezk, in Richtung wichtiger Städte wie Pokrowsk und Kramatorsk, ist der Fortschritt der russischen Armee nur langsam.

Die Ukraine hat derzeit rund 30.000 Soldaten in der Offensive in Kursk im Einsatz, was den Personalmangel in Donbass verschärft. Diese personellen Engpässe könnten sich nachteilig auf die Verteidigungslinie Kiews auswirken und erklären einen Teil der Gebietsverluste, die Russland in den letzten Monaten in Donezk gemacht hat.

Rund 820 Quadratkilometer Erfolg verzeichnete Russland in der Ukraine zwischen August und September, davon etwa 700 Quadratkilometer alleine im Donezk-Gebiet, genau in dem Zeitraum, in dem die Ukraine ihre Offensive in Kursk gestartet hat.

Zusätzlich verbessert Russland seine Taktiken: anstelle von massiven Angriffswellen setzt das Militär auf kleine Einheiten mit Unterstützung von Drohnen und Artillerie. Diese Veränderungen erschweren es den ukrainischen Verteidigern, die russischen Truppen rechtzeitig zu erkennen und effizient zu kontern.

Die Rekrutierung neuer Soldaten hält Russlands Truppen stark, auch wenn westliche Analysten warnen, dass der Nachschub an Materialien und Personal möglicherweise bis 2026 anhaltende Probleme hervorrufen könnte. Dennoch könnte die im Mai gestartete Mobilisierungsinitiative der Ukraine die Personalsituation kurzfristig verbessern.

Mit Blick auf die Zukunft bleibt die entscheidende Frage offen: Welches Land kann seine Verluste langfristig besser kompensieren und politisch stabil bleiben? Das wird für beide Seiten eine strategische Herausforderung darstellen.